Zu Christus – das neue Denken und Tun

Anhang: Zu Christus – das neue Denken und Tun

Gott beginnt mit Jesus Christus die Wende in der Menschheitsgeschichte. Was bei den ersten Menschen in der Bibel, Adam und Eva, angefangen hatte und sich bei allen Generationen fortsetzte, Schuld im Leben und als Folge der Tod, wurde durch Jesus Christus beendet.

Wir Menschen wollen eigene Wege gehen und uns von Gott nichts sagen lassen. Wir wollen von ihm unabhängig sein und haben in unserer Geschichte viel Schuld auf uns geladen. Doch Gott hat uns, seine Geschöpfe, nicht in der Verlorenheit des Weltalls allein gelassen. Das Gerichtsurteil über die Menschheit hat er über Jesus Christus, seinen Sohn, gesprochen, der auf die Erde kam und am Kreuz von Golgatha für die Schuld aller Menschen erbärmlich sterben musste.

Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des einziggeborenen Sohnes Gottes (Johannes Kapitel 3, 16 ff).

Jesus Christus hat dem jüdischen Theologen Nikodemus gesagt, dass diese neuen Voraussetzungen erforderlich sind, um zu Gott zu kommen. Er hat auch hinzugefügt, dass Menschen die himmlischen Dinge nicht verstehen können und hat damit Spekulationen über die zukünftige Welt den Boden entzogen (aus Johannes 3).  Auf jeden Fall passen die Berichte der Evangelien, z. B. über Krankenheilungen, Erweckung von Toten und Erscheinungen von Engeln, nicht in unsere Erfahrungswelt und werden deshalb oft angezweifelt. Jesus ist die Erfüllung von Prophezeiungen im Alten Testament  (z. B. Jesaja 53). Nach Angaben in den Evangelien hat Jesus gesagt, dass er sein Leben zur Erlösung für viele opfert (Mathäus 20, 28 und Markus 10, 45). Das geschah durch die Kreuzigung. Die Kreuzigung war eine äußerst grausame Todesstrafe der Römer.

Das größte Ereignis der Menschheitsgeschichte war die Auferstehung von Jesus Christus nach dem leidvollen Tod am Kreuz. Das hat alle Anhänger in ihren Vorstellungen umgeworfen, auch die Skeptiker. Er ist nicht als Seele auferstanden, sondern leibhaftig. Diese Auferstehung war der Auslöser für die gewaltige Ausbreitung seiner Lehren.

Schon sehr früh sind Menschen dagegen vorgegangen, anfangs von römischer und jüdischer Seite. Von Betrug war die Rede. Seine Anhänger hätten den Leichnam gestohlen.  Etwas feinere Argumente kamen in neuerer Zeit auf. Die Jünger von Jesus hatten ihr ganzes Leben auf den Glauben an den Messias Jesus gesetzt. Noch im letzten Moment hatten sie die Niederwerfung der Feinde erwartet. Nach der Katastrophe war in ihnen alles zerbrochen. Da ist in ihrem Unterbewusstsein die Gewissheit aufgestiegen: Er lebt. Das hat in ihnen die Vision von der Auferstehung erzeugt.  Eine ähnliche Argumentation lautet so: Jesus war ein bedeutender Mensch, der allerdings wie alle anderen gestorben ist. Die junge Gemeinschaft der Anhänger, von Feinden umgeben, hatte das Bedürfnis nach einer göttlichen Gestalt und nach einem Geschehen, das Rettung begründet. Ein gewisses Ostererlebnis hat Christus als Herrn geformt. So ist in der Gemeinschaft Christus als Kultgestalt entstanden.

Dagegen ist zu bedenken, dass die Apostel keine Auferstehung erwartet hatten. Die Gestalt eines Mensch gewordenen Gottes, der seinen Körper in den himmlischen Zustand mitnimmt, war jüdischem Denken vom Alten Testament her fremd. Zum Argument der religiösen Erschütterung ist zu sagen: Wie kommt es, dass sich die Erschütterung nicht nur vorübergehend hält, sondern dass daraus eine weltweite Bewegung wird, die sich schon seit 2000 Jahren gegen viele Widerstände gehalten hat.

Paulus selbst, der große Missionar seiner Zeit, sagt, dass mit Annahme oder Ablehnung der Auferstehung von Christus der christliche Glaube steht oder fällt. D. h., sie ist keine Randerscheinung des Glaubens. Jesus führt nicht mit edlen und innerlichen Werten und Kräften dieser Welt weiter, sondern mit ihm beginnt ein neues Dasein.

Wir können anfangen, mit Christus über alles andere nachzudenken. Christus ist auferstanden, also ist die Auferstehung möglich und seine Auferstehung die Grundlage für unsere Auferstehung. Sein irdischer Tod ist ein wenn auch schmerzlicher Durchgang zur Ewigkeit.

Die Visionen der Jünger, die den Auferstandenen erblickt haben, sind ein Eintritt in eine höhere (transzendente) Wirklichkeit. Ihn, den auferstandenen Christus zu schauen, war Erschütterung, Sprengung alles Gewohnten. Von dort her kommen in den Berichten die neuen Worte: er „erscheint“, „verschwindet“, „steht auf einmal mitten im Saal“, „steht plötzlich neben einem“, usw.  Von dort her kommt in den Bericht das Plötzliche, das Abbrechende, das Hin-und-Her-Zuckende, das Widersprüchliche – echte Form für einen nach Ausdruck verlangenden, echten Inhalt, der die alte Form sprengt.

(Text nach Guardini: Der Herr, 2007, Matthias-Grünewald-Verlg, S. 489 ff)

Im Anschluss an die Auferstehung ist in der Bibel davon die Rede, dass Christus in den Himmel aufgefahren ist. Die Vorstellung der Himmelfahrt kann zu Irritationen führen. Der biblische Himmel hat nämlich nichts mit planetarischen oder galaktischen Räumen zu tun und es geht auch nicht um eine Weltraumfahrt. Der biblische Himmel, in dem Gott sichtbar regiert, umfasst andere, viel weitere Dimensionen, als wir Menschen uns vorstellen können. Schon Salomo sagte: „Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen…“ (1.Könige 8,27). Himmel steht hier in der Bildersprache, wie sie oft in der Bibel gebraucht wird, wenn Vorgänge und Zustände beschrieben werden, von denen wir Menschen keine Vorstellung haben. Der auferstandene Christus lebt nicht mehr unter den Bedingungen von Raum und Zeit in dieser Welt (Lit.: Theo Sorg: Woran Christen glauben, Calwer Verlag Stuttgart, 2010,  S. 103 ff; F.F.Bruce, Das Neue Testament: glaubwürdig, wahr, verlässlich, Lahr: Verlag der Liebenzeller Mission, 1997, S.69 ff;  Willem J.J.Glashouwer Die Geschichte der Bibel, Bielefeld, CLV,1998, S. 163 ff).

Jesus Christus ist seit der Auferstehung wieder Herrscher im Himmel und auf der Erde. Vor der Himmelfahrt verließ er seine Anhänger (Jünger) nicht stillschweigend, sondern gab ihnen einen Auftrag und versprach ihnen Hilfestellung durch seinen Geist, der in ihnen wirksam werden wird.  Er fordert seine Anhänger auf, loszuziehen und seine Botschaft von der Begnadigung weiterzusagen. Neue Anhänger sollen auf den Namen des dreieinigen Gottes (Vater, Sohn, heiliger Geist) getauft werden und gelehrt werden, was Jesus gesagt hat, um es zu praktizieren (Matthäus 28, 16 ff).

Eines Tages wird Jesus vom Himmel auf die Erde zurückkommen, um die Menschheit zu richten (Matthäus 24, 29 ff und 25, 31 ff).

Diejenigen, sich ihm  anvertraut und ein neues Leben angefangen haben, sind von ihrer Lebensschuld freigesprochen und dürfen ohne Zeitbegrenzung bei ihm in Gottes Herrlichkeit bleiben. Diejenigen, die ihn auf dieser Erde abgelehnt haben, haben sich selbst anders entschieden (Johannes 3, 16 ff).

Diese Kurzfassung über die Lehren Jesu soll dazu anregen, selbst in der Bibel zu lesen. Der Bibeltext, von Gottes Geist erklärt, lässt uns vieles verstehen und führt uns weiter.

Standardtext-Entwicklung

Anhang: Standardtext-Entwicklung

Entwicklung einer einheitlichen Fassung des griechischen Neuen Testaments in der Neuzeit

Es zeigte sich die Notwendigkeit, eine einheitliche Fassung des griechischen Neuen Testaments zu entwickeln, um für Übersetzungen in andere Sprachen eine sichere Grundlage zu besitzen. Kurt und Barbara Aland haben in ihrem Buch: Der Text des Neuen Testaments, Stuttgart, 1982 ausführlich über die historische Entwicklung einer einheitlichen Fassung des griechischen Neuen Testaments geschrieben. Ausgangspunkt war die Fassung des griechischen Neuen Testaments von Erasmus von Rotterdam im Jahr 1516. Er benutzte lediglich Handschriften des 12. und 13. Jahrhunderts mit dem byzantinischen Reichstext (Koine).  Auf dieser Basis gab der Holländer Elzevier 1633 eine Fassung heraus, die auch als „Textus receptus“ bekannt geworden ist.

Erst im 18. Jahrhundert wurden zusätzliche Handschriften als Quellen benutzt, so von Bengel und Wettstein.  Lachmann und Tischendorf strebten als Ausgangspunkt Handschriften des 4. Jahrhunderts an. Die Engländer Westcott und Hort stützten sich hauptsächlich auf den Codex Vaticanus.

Nestle und sein Nachfolger Aland haben alle verfügbaren Handschriften einbezogen und einen textkritischen Apparat eingeführt.

Schließlich wurde ein internationales Komitee einberufen, um einen Standard-Text zu erstellen. Kurt Aland war einer der Teilnehmer. Mehrheitsentscheidungen im Komitee waren Bestandteil des Verfahrens, mit allen Vor- und Nachteilen.  Es liegen Fassungen des Textes vor und es wird weiter daran gearbeitet.

Dieser Standard-Text wird durch internationale Bibelgesellschaften und parallele Organe der katholischen Kirche verbreitet.

Zum Standardtext Nestle-Aland im Internet: http://www.nestle-aland.com/de/na28-online-lesen/

Zu Gegenständen

Außerbiblische Nachweise zu Gegenständen

Nachweis für eine Kreuzigung in Judäa

Es wurde ein Fersenknochen eines Yehohanan  (ca. aus dem Jahre 70 n.Chr.) gefunden, der von einem eisernen Nagel durchbohrt war.

Lit.: N. HAAS: Anthropological Observations on the Skeletal Remains from Giv’at ha-Mivtar  Source: Israel Exploration Journal, Vol. 20, No. 1/2 (1970), pp. 38-59 Published by: Israel Exploration Society Stable.

 

Das Jesusboot

Ein Boot  aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. wurde 1986 im Uferschlamm des Sees Genezareth entdeckt, nachdem der Wasserspiegel nach langer Trockenzeit einen Tiefstand erreichte.  Das Holz für den Schiffbau wurde zwischen 40 vor und 80 nach Chr. geschlagen. Das Boot wurde einer mehrjährigen Behandlung unterzogen und im Jahr 2000 in das „Jigal-Allon-Zentrum“ am See Genezareth gebracht.

Es ist ca. 8,20 m lang und bis 2,35 m breit. Man vermutet, dass das Boot von 5 Personen bedient wurde und von 2 Ruderpaaren oder einem Segel angetrieben wurde. (Nach idea-Spectrum 10/2000,  8. März, S. 17)

Jesus war oft am See Genezareth. Dort fand er auch seine ersten Jünger (Schüler). Als er einmal mit ihnen im Boot in einen Sturm geriet, waren sie in Todesangst. Durch ein Wunder beruhigte er den Sturm  (zu finden in: Matthäus 8, Verse 23 – 27;

Markus 4, Verse 35 – 41; Lukas 8, Verse 22 – 25).

In Kapernaum wurde bei der Synagoge aus dem 4. Jahrhundert diese Abbildung eines Bootes gefunden.

 Sandale

In der ehemaligen Festung Masada wurde u. a. die Sandale einer Frau gefunden, die mit ihrem Mann und dem kleinen Kind im Jahr 73 nach Chr. den Tod gefunden hat. Die Sandale ist abgebildet bei Gerhard Kroll: Auf den Spuren Jesu (s. o.), S. 94.

 

Münzen

Das Foto einer Tetradrachme mit Abbildung von Kaiser Augustus ist bei Gerhard Kroll: Auf den Spuren Jesu (s. o.), S. 184 zu finden.

Man kann auch an die Geschichte mit der Steuerzahlung denken. Jesus wurde von Juden gefragt, ob es recht ist, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Da ließ er sich eine  Denar-Münze geben, die hatte auf einer Seite ein Portrait des Kaisers Augustus. Dazu sagte er: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht und gebt Gott, was Gott zusteht (In Matthäus 22, Verse 17 – 22).

Die Abbildung einer Denar-Münze aus der Zeit von Kaiser Augustus.

Zu anderen Personen

Außerbiblische Nachweise zu anderen Personen

Es gibt u. a. Funde zu Gallio, als Prokonsul in der Apostelgeschichte bekannt, dann in Korinth zum Verwalter Erastus, zu Publius, dem Landpfleger auf Malta und zum Titel „Politarchen“ für die Stadtbehörde von Thessalonich.

Vorab ein Hinweis auf eine weitere →Sammlung von Belegstellen zu diversen verwandtenThemen.

 Die Gallio-Inschrift in Delphi

Stadtkämmerer Erastus 

Publius der Erste

Die Politarchen der Stadtbehörde von Thessalonich

Zu Pilatus

Außerbiblische Nachweise zu Pilatus

Pilatus wird bei Josephus erwähnt. In Jüdische Altertümer 18. Buch, 2,2 steht,  dass er 25 nach Chr. Landpfleger von Judäa wurde.

Es wurde auch eine Steininschrift mit seinem Namen gefunden. Internetadresse:  http://jesus-der-christus.info/histnt.htm#2.5.1

Zu Jesus Christus

Es wird behauptet, dass es außerhalb biblischer Schriften kaum Nachweise gäbe, dass Jesus Christus überhaupt gelebt hat.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass römische Historiker in den ersten Jahrhunderten bis 313 nach Chr. die Bedeutung von Jesus Christus nicht erkannt haben.  Der christliche Glaube wurde, wenn überhaupt, nur erwähnt als Aberglaube oder als Irrglaube von Unruhestiftern jüdischen Ursprungs, der vom Staat bekämpft wurde. Theologen der Juden haben auch über Jesus geschrieben, allerdings im Zusammenhang damit, dass er als Zauberer angeführt wird. Folgende Erwähnungen liegen vor:

 

Christus – Erwähnung durch nichtchristliche Quellen

 

 

 

Verfasser Lebenszeit Werk Handschriftenfunde Aufbewahrungsort Literatur
Bezeichnung Entstehungszeit
             
Tacitus 55 – 120  n. Chr. Annalen XV. Buch, Kap. 44 Mediceus II Mitte 11. Jhdt. Florenz, Bibliothek Laurenziana 68,2 Römer, Franz: Tacitus, Wien 1992
Sueton ca. 70 – 150  n. Chr. Das Leben der Cäsaren: Claudius, 25 Cod. Paris lat. 6115 9. Jhdt. Paris http://jesus-der-christus.info/histjesu.htm#1.1.2
Sueton ca. 70 – 150  n. Chr. Das Leben der Cäsaren: Claudius, 25 Cod. Paris lat. 1904 um 1100 Paris          
Plinius Secundus (Plinius der Jüngere) 61-113 n. Chr. Briefe X.96, X97 Handschriften
 9. – 15 Jhdt.
            
Kaiser Flavius Claudius Iulianus

 

 

Mitglieder des Sanhedrin

331 – 363  n. Chr.

 

 

Beginn 70 n. Chr.

 

Julian Aposta: Contra Galilaeus

 

 

Babylonischer Talmud, Sanhedrin 43a

 

 

 

 

Pergamenthandschrift München

 

 

 

 

1342

 

 

 

 

München,  Bayerische Staats-bibliothek

            „
             
 

 

Spottkruzifix und

christliche Symbole

 

3. Jahr-hundert n. Chr.

 

 

 

Wandkritzelei

 

     

Rom

         

 

 

Christus – Erwähnung durch christliche Quellen

Verfasser Lebenszeit Werk Handschriftenfunde Aufbewahrungsort Literatur
Clemens von Rom 92-101 n.Chr. 1. Clemens-brief,   Kap. 42, 1 – 5 und Eusebius Kirchengesch. 5,6,1
Codex Alexandrinus 5. Jh. n. Chr. London (Brit. Libr.) http://jesus-der-christus.info/histjesu.htm#2.1
Justin der Märtyrer 100-166 n. Chr. Apologie, I, 34 und I, 35  und II, 12
  1364 Paris          
Irenäus 135 – 202 n. Chr. Irenäusbrief, Fragmente II Eusebius, Kirchengeschichte, 5. Buch, Kap. 20, 7
 4. JHDT.
           
Barnabas 2. Jhdt. Barnabasbrief, Kap. 1, 1 und Kap. 5, 11,12 Codex Sinaiticus 4. Jhdt. London          
Tertullian ca.160 – 220 n. Chr. Apologien, 5.2                
                       

 Zitat aus Tacitus (Annalen XV.44)

Publius Cornelius Tacitus (55-ca.117 n. Chr.), ein zuverlässiger römischer Historiker, Senator, Prokonsul und Statthalter über Asien schrieb um 116 n. Chr. in seinen Annalen XV.44 über den Brand Roms und das hartnäckige Gerücht, Nero habe den Brand legen lassen, der um 64 nach Chr. stattfand.

Älteste Handschrift für die Annalenbücher  XI – XVI ist der sog. Codex Mediceus II. Florenz, Bibl. Laurenziana 68,2; aus Monte Cassino, Mitte 11. Jhdt., langobardischer Schrifttyp. Ein Bild dieser Textseite und die lateinische Text-Quelle ist zu finden bei: Römer, Franz: Tacitus.Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 1992, S. 67.

Im Internet ist das Bild zu finden unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Annales_%28Tacitus%29 und

http://www.fvss.de/facharbeiten/tacitus/anhang/7-3.html

 

Lateinischer Textauszug:

Sed non ope humana, non largitionibus principis aut deum placamentis decedebat infamia, quin iussum incendium crederetur.

Ergo abolendo rumori Nero subdidit reos et quaesitissimis poenis adfecit, quos per flagitia invisos vulgus Chrestianos appellabat. Auctor nominis eius Christus Tiberio imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat; repressaque in praesens exitiabilis superstitio rursum erumpebat, non modo per Iudaeam, originem eius mali, sed per urbem etiam, quo cuncta undique atrocia aut pudenda confluunt celebranturque.

Igitur primum correpti, qui fatebantur, deinde indicio eorum multitudo ingens haud proinde in crimine incendii quam odio humani generis convicti sunt. Et pereuntibus addita ludibria, ut ferarum tergis contecti laniatu canum interirent aut crucibus adfixi, ubi defecisset dies, in usum nocturni luminis urerentur. Hortos suos ei spectaculo Nero obtulerat et circense ludicrum edebat, habitu aurigae permixtus plebi vel curricolo insistens. Unde quamquam adversus sontes et novissima exempla meritos miseratio oriebatur, tamquam non utilitate publica, sed in saevitiam unius absumerentur.

Die deutsche Übersetzung diese Auszuges ist im Internet unter zu finden unter: http://jesus-der-christus.info/histjesu.htm#1.1.1

Zitat von Sueton (Leben der Cäsaren, Claudius, Nero)

Gaius Tranquillus Sueton (69-ca.122 n. Chr.) war römischer Kaiserbiograph und Kanzleichef Hadrians. Älteste Handschrift für das Leben der Cäsaren ist der Codex Paris lat. 6115 aus dem 9. Jahrhundert.

 

Sueton schreibt in seinem Werk: Claudius, 25,4 einen Satz:

Iudaeos impolsore Chresto  assidue tumultantis Roma expulit. (Lateinische Fassung von Helga Botermann: Das Judenedikt des Kaisers Claudius, Stuttgart, 1996, S. 50). Die deutsche Fassung ist im Internet zu finden unter: http://jesus-der-christus.info/histjesu.htm#1.1.2

 

 

Zitat von Plinius Secundus (Briefe)

Gajus Plinius Caecilius Secundus, kurz: Plinius der Jüngere (61-113 n. Chr.), war römischer Autor, erfolgreicher Anwalt und Konsul. Näheres im Internet unter http://de.wikipedia.org/wiki/Plinius_der_J%C3%BCngere.

Er schreibt in Buch X im 96. Brief an den Kaiser Trajan:

(Lateinische Fassung von Helmut Kasten: Gajus Plinius Caecilius Secundus – Briefe, Zürich, 1995, S. 641)

Auszug: LXXXXVI

  1. PLINIUS TRAIANO IMPERATORI

Sollemne est mihi, domine, omnia, de quibus dubito, ad te referre, quis enim potest melius vel cunctationem meam regere vel ignorantiam instruere?

Cognitionibus de Christianis interfui numquam; ideo nescio, quid et quatenus aut puniri soleat aut quaeri, nec mediocriter haesitavi, sitne aliquod discrimen aetatum, an quamlibet teneri nihil a robustioribus differant, detur paenitentiae venia, an ei, qui omnino Christianus fuit, desisse non prosit, nomen ipsum, si flagitiis careat, an flagitia cohaerentia nomini puniantur. …..

Kaiser Trajan’ s Antwort: Marcus Ulpius Traianus lebte von 53-117 und war Kaiser ab 98 nach Chr.
Er antwortet in Buch X im 97. Brief an Plinius.
(Lateinische Fassung von Helmut Kasten: Gajus Plinius Caecilius Secundus – Briefe, Zürich, 1995, S. 645)

Die deutsche Fassung des Briefes von Plinius und der Antwort ist im Internet zu finden unter:  http://jesus-der-christus.info/histjesu.htm#1.1.3

Zitate im Talmud:

Nach dem Fall der Stadt Jerusalem und der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 nach Chr. bildeten die Juden einen neuen Sanhedrin als oberste Instanz für Lehrentscheidungen. Der Sanhedrin sorgte dafür, dass die mündlichen Überlieferungen der kasuistischen Gesetze geordnet und aufgeschrieben wurden. Diese Zusammenstellung wurde als Mischna bezeichnet. Zur Mischna wurden auch Kommentare (Gemara) geschrieben. Beides zusammen wird Talmud genannt.

Man unterscheidet zwischen palästinensischem Talmud, der etwa 350 nach Chr. abgeschlossen wurde und dem umfangreicheren babylonischen Talmud, um etwa 500 nach Chr. schriftlich fixiert.

Die Zeit zwischen 70 und 200 nach Chr. ist als tannaitische Periode bekannt (Tannaiten bedeutet Lehrer). Aus der tannaitischen Periode stammen Traditionen, die aus der Mischna ausgeschlossen, aber in die Gemara aufgenommen wurden. Eine solche Tradition wird Baraita genannt. Aus F.F. Bruce: Außerbiblische Zeugnisse über Jesus und das frühe Christentum, deutsche Übersetzung Hrsg. Güting, Gießen/Basel, 1993

Weitere Literatur: Der babylonische Talmud, übertragen durch Lazarus Goldschmidt, 8. Band, 1934, Berlin (dort Sanhedrin 43a)

Der Münchener Talmud von 1342 ist im Internet zu finden:  http://www.digitale-sammlungen.de  /  (dort „Babylonischer Talmud“ eingeben und klicken. Im Talmud  Sanhedrin suchen.);   Joseph Klausner: Jesus von Nazareth, The Jewish Publishing House, Jerusalem, 1952, S. 29 ff

Die deutsche Fassung der Talmud-Zitate und der Zitate von Lukian (Lucian) von Samosata, einem Spottkruzifix und Zitate von Kirchenvätern sind im Internet zu finden unter:  http://jesus-der-christus.info/histjesu.htm#1.2.2

Außerbiblische Nachweise zur Geburtsgeschichte von Jesus Christus

Matthäus und Lukas berichten unabhängig voneinander Einzelheiten zur Geburtsgeschichte von Jesus Christus. Sie stellen sie in einen historischen Rahmen.

Im Lukas-Evangelium, 2. Kapitel, steht:

  1. Es geschah aber: In jenen Tagen ging eine Verordnung vom Kaiser Augustus aus, dass sich (in Steuerlisten) einschreiben lasse die ganze bewohnte (Erde).
  2. Dies war (die) erste Einschreibung, als Quirinius Statthalter von Syrien war.
  3. Und es gingen alle, sich eintragen zu lassen, jeder in seine Stadt.

(Aus der Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch von Ernst Dietzfelbinger, 1994, Hänssler-Verlag)

Demnach erfolgten nach Lukas zur Zeit der Geburt von Jesus eine reichsweite Einschreibung (der römischen Staatsbürger) und gleichzeitig eine erstmalige Einschreibung der nicht-römischen Einwohner zur Erfassung ihres Vermögens im jüdischen Land (Provinzial-Zensus). Beides veranlasste der römischen Kaiser Augustus in der Zeit, als Quirinius Statthalter von Syrien war und Herodes König.

Nach Matthäus (2. Kapitel) kamen Sterndeuter aus dem Osten. Sie zogen wegen einer astronomischen Besonderheit auf der Suche nach dem neugeborenen König nach Jerusalem und wandten sich dort an Herodes. Das Sternenereignis fand also zu Lebzeiten des Königs Herodes statt. Er starb im Jahr 4 vor Chr. (manche datieren das Todesjahr auf 1 vor Chr.).

 

Kritiker wenden ein, dass der Historiker Flavius Josephus nur von einem Provinzial-Zensus berichtet. Dieser fand nach der Absetzung des jüdischen Herrschers Archelaus (Regent über einen Teil des Herodes-Reiches) unter dem Statthalter Quirinius im Jahr 6 nach Chr. statt (Lit.: Josephus, Jüdische Altertümer, XVIII, 1). Es wird behauptet, dass Quirinius im Jahr 8/7 vor Chr. nicht syrischer Statthalter gewesen sei. Das Sternereignis wird von den Kritikern als ein frommes Märchen angesehen. Es lohnt sich, die Texte genauer anzusehen.

 

 

  1. Der Zensus

Ein Provinzial-Zensus wird im Geburtsjahr von Jesus (7 vor Chr.) stattgefunden haben:

Herodes war in dieser Zeit schon betagt (über 66 Jahre alt) und der römische Kaiser Augustus musste sich über die Zeit nach dem Tod des Herodes Gedanken machen. Um 8 v. Chr. fiel Herodes beim Kaiser in Ungnade. Er hatte einen kleinen Blitzfeldzug gegen die Araber (Nabatäer) unternommen, ohne Augustus um Erlaubnis zu bitten. Darauf wurde der Kaiser sehr böse und schrieb Herodes einen Brief, in dem es hieß: „Habe er ihn bisher als Freund betrachtet, so werde er ihn künftig als bloßen Untertan behandeln.“ (Josephus Altertümer XVI, 9,3). Kurz darauf, mussten die Untertanen des Herodes nicht nur ihm sondern auch dem Kaiser den Treueid schwören (Josephus Altertümer XVII, 2,4).

Dann, nach dem Tod von Herodes, wurde eine jüdische Gesandtschaft zum Kaiser Augustus nach Rom geschickt. Dort wurde ihnen gesagt, dass  das Reich des Herodes aufgeteilt werden soll. Die zukünftigen Herrscher über einzelne Gebiete (Ethnarchen) wurden über die Höhe der jährlichen Abgaben an den Kaiser informiert (Lit.: Josephus Altertümer, XVII, 11, 4).

Das geht eigentlich nur nach einer vorherigen Volkszählung und Vermögenserfassung als Grundlage für die amtliche Steuerveranlagung.

 

Auch im Jahr 6 nach Chr., nachdem Archelaus, der Herrscher von Judäa, vom römischen Kaiser abgesetzt worden war, fand eine Schätzung des Vermögens verbunden mit einer Volkszählung statt Die Durchführung wurde Quirinius übertragen (Lit.: Josephus Altertümer, XVIII, 1, 1).

Der Arzt Lukas, der schon etwa ab 50 nach Chr. Paulus auf seiner Missionsreise begleitete, hat sein Evangelium und die Apostelgeschichte aufgrund von Augenzeugenberichten verfasst (Lukas Kapitel 1, 1- 4).

Das heißt: Der Bericht über die Einschreibung, die Anlass der Reise von Maria und Joseph nach Bethlehem war, kann nicht einfach erfunden worden sein. Nach Lukas war es der erste Provinzial-Zensus. Er kannte also auch den Provinzial-Zensus aus dem Jahr 6 nach Chr.  Lukas war eindeutig zeitlich näher am Geschehen als Josephus.

Und Josephus, der im Jahre 37 oder 38 nach Chr. geboren war (http://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_Josephus), ist nicht besonders zuverlässig. Er hat nicht einmal den reichsweiten Zensus aller römischen Staatsbürger des Jahres 8 vor Chr. erwähnt.

Der Reichszensus unter Kaiser Augustus, bei dem die Zahl der römischen Bürger im Reich erfasst worden war, fand im Jahr 8 vor unserer Zeitrechnung statt. Die nächste Zählung erfolgte erst 14 nach Beginn unserer Zeitrechnung. Diese Angabe stammt aus dem Tatenbericht des Kaisers.

Hier ein Foto des Tatenberichts in Ankara (er beginnt mit dem Satz: „Rerum gestarum divi Augusti.“ Das heißt übersetzt: „Die Taten des vergöttlichten Augustus“ (Lit.: Augustus, Res gestae / Tatenbericht, Monumentum Ancyranum, Hrsg. Marion Giebel, 1986, Philipp Reclam jun., Stuttgart)

Auszug aus dem Augustus-Bericht:

„Dann habe ich kraft meiner konsularischen Amtsgewalt wiederum eine Schätzung veranstaltet, und zwar ohne Kollegen im Amtsjahr der Konsuln Gaius Censorinus und Gaius Asinus (8 vor Chr.).  Dabei wurden 4 233 000 römische Bürger gezählt.“

Auf Lateinisch: „Tum iterum consulari cum imperio lustrum solus feci c.censorino et c. asinio  cos, quo lustro censa. Sunt civium quadragiens centum millia et ducenta triginta tria millia.“  (Im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Res_gestae_divi_Augusti )

Zur Schätzung ihres Landbesitzes mussten sich in den römischen Provinzen alle Landbewohner in ihren Heimatort begeben und sich dort in Steuerlisten einschreiben lassen. Das geht u. a. auch aus einem ägyptischen Papyrustext (im Jahr 104 nach Chr., in griechischer Sprache) hervor, nämlich Papyrus Lond. III, 904.  (Lit.: Kenyon & Bell, Greek Papyri in the British Museum, III, London, 1907, n. 904), zu finden im Internet unter https://droitromain.univ-grenoble-alpes.fr/Edicta/Aegypti29_.gr.html

Eine Abbildung  dieses Papyrus befindet sich bei Gerhard Kroll: Auf den Spuren Jesu, Benno-Verlag Leipzig, 10. Auflage 1988, S. 14.

 

Die Ehemänner waren zuständig, auch für den Besitz ihrer Frauen zu unterschrieben. Das findet man z.B. bei der griechischen Steuererklärung von Babatha, einer jüdischen Frau im Jahr 127 nach Chr. (Lit: Yigael Yadin:  The documents from the Bar Kokhba Period in the Cave Letters, Jerusalem, 1989, S. 65, und im Internet

http://www.pbs.org/wgbh/nova/ancient/read-an-ancient-jewish-scroll.html ).

Ob Qurinius oder eine andere Person als Statthalter die Volkszählung durchführen ließ, ist umstritten. Doch das Ergebnis kann die Zuverlässigkeit von Lukas nicht beeinträchtigen.

 

Argumente für die Volkszählung unter Quirinius

Im Jahr 12 vor Chr. war Quirinius römischer Senator und im Jahr 1 v. Chr. war er Betreuer für den Kaiserenkel Gaius Caesar, um mit ihm die östlichen Provinzen des Reiches zu bereisen. Der Enkel sollte dort Erfahrungen in Regierungsdingen sammeln.

Zwischen den beiden Zeitpunkten befehligte Qurinius römische Legionen im Kampf gegen  räuberische Homonadenser in Cilicien (heute südliche Türkei). Wir kennen nur nicht den genauen Zeitraum dieses Feldzuges (Lit.: Tacitus: Annalen, Buch 3, 48).

 

Es gibt einige Hinweise auf den Einsatz von Quirinius. Man fand Meilensteine der Via Sebaste. aus dem  Jahr 6 v. Chr.  Diese Straße führt zum Krisengebiet und wird für die militärische Nutzung von Bedeutung gewesen sein. Siehe auch: Hardin, Galatians and the Imperial Cult, Mohr Siebeck, 2008, S. 54;

https://books.google.de/books?id=IMrJ5TX3_VMC&dq=Hardin,+Galatians+and+the+Imperial+Cult&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj4sevl28zUAhULbRQKHY0lCNEQ6A  

 

und Fotos in http://www.panoramio.com/photo/73796630  und http://biaa.ac.uk/ckeditor/filemanager/userfiles/rrmam%20vol.%203%20milestones.pdf .

Nach dem Text einer Grabplatte, die in Venedig gefunden wurde, war Quirinius nach Ende seiner Zeit als Senator römischer kaiserlicher Legat von Syrien. Er hat eine Volkszählung in der Stadt Apamea durchführen und die Ituräer (Gebiet heute im Libanon) bekämpfen lassen (Lit.: Kroll S. 19; Ituräa ist zu finden unter http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Itur%C3%A4a.jpg ).   Das kann mit dem Aufenthalt von Herodes in Rom (um 12 vor Chr.) zusammenhängen. Damals gab es  nach Josephus Aufstände über Judäa hinaus in Syrien. (Josephus, Altertümer, XVI, 9,1).

Der Befehlshaber römischer Truppen in einer Provinz war in der Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen, z. B. während der Bekämpfung von Aufständen, Vorgesetzter auch für die römische Zivilverwaltung (z. B. Quirinius  während des Krieges gegen die Homonadenser oder gegen die Ituräer).

Weitere Argumente sind im Internet zu finden unter:

http://jesus-der-christus.info/histnt.htm#2.5.4.1 ; und  http://de.wikipedia.org/wiki/Publius_Sulpicius_Quirinius

Argumente gegen die Volkszählung unter Quirinius (darunter auch Abbildungen) sind zu finden unter: http://infidels.org/library/modern/richard_carrier/quirinius.html#Antioch

 

  1. Der Stern der Weisen

Im Altertum waren Magier gleichzeitig Astronomen und Astrologen. Matthäus berichtet über Magier aus dem Osten, die sich aufgrund einer astronomischen Besonderheit auf die Suche nach dem neugeborenen König machen und nach Jerusalem ziehen.

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In Matthäus 2 steht:

1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe,

2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.

3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,

4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.

5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1):

»Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«

7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,

  1. Herodes schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.
  2. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.
  3. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut

 

Lange Zeit herrschte Unklarheit über diesen Text und es gab verschiedene Spekulationen.

Von den vielen Deutungsvorschlägen sind alle zurückzuweisen, die nur zu einer sehr kurzfristig sichtbaren Stern-Erscheinung führen, z. B. Sternschnuppen, Meteoriteneinfälle, Nebensonnen.

Von den längerfristig sichtbaren Erscheinungen kommt nur ein Komet, eine Supernova oder eine bestimmte Planetenkonstellation in Frage. Der Halleysche Komet fällt außer Betracht, weil er 12 vor unserer Zeitrechnung erschien. Über eine Supernova gibt es keine Berichte.

 

Nun zu der Planetenkonstellation.

Wir wissen, dass Planeten die Sonne in unterschiedlichen Abständen, Zeiträumen und Geschwindigkeiten umkreisen. Die Fixsterne bilden Sternbilder. Bedingt durch die Bewegung der Erde um die Sonne werden je nach Jahreszeit andere Sternbilder sichtbar. Für die Zwecke ihrer astronomischen Berechnungen haben die Babylonier die Bahnen der Planeten, den sog. Tierkreis mit 360 Grad (griech. Zodiakos), in 12 x 30 Grad Abschnitte aufgeteilt. Die Abschnitte wurden nach Tierkreiszeichen benannt.

Der Zeitpunkt der Begegnung von Planeten in einem Tierkreis-Sternbild lässt sich berechnen.

Der Astronom Kepler kam im Jahr 1604 als erster auf die Idee, dass beim Stern der Weisen die dreifachen Begegnungen der hellen Planeten Jupiter und Saturn im Tierkreis-Sternbild Fische eine Rolle spielen. Er errechnete als Zeitpunkt dieser Begegnungen das Jahr 7 vor Chr. (Lit. : Kroll S. 64 ff; F. Delitzsch: Wo lag das Paradies?, 1881, S.133 und

http://sternwarte-recklinghausen.de/data/uploads/dateien/pdf/sternvonbethlehem.pdf ).

 

Die babylonischen Astronomen hatten mathematische Methoden, um ziemlich genaue Voraussagen zu bestimmten Planetenerscheinungen über lange Zeiten hinweg zu errechnen.

Eine dreifache Begegnung von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische ereignet sich selten (alle 854 Jahre). Das bewegte babylonische Sternforscher. Sie betrachteten es als ein himmlisches Zeichen und fertigten dafür Berechnungstafeln an.

Auf Keilschrifttafeln der Babylonier befanden sich oft Hinweise, dass im Westen ein großer König kommen wird, der Gerechtigkeit, Friede und Freude in allen Ländern schaffen wird. Das kann durchaus damit zusammenhängen, dass in Babylon zurückgebliebene Juden die Messiaserwartung auch anderen Babyloniern mitteilten (Lit.: Ferrari d’Occhieppo: Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht: Legende oder Tatsache, Giessen, 1994, S. 54).

Der Orientalist Schnabel übersetzte im Jahr 1925 eine babylonische Schrifttafel (VAT 290+1836), die das Ereignis vom Jahre 7 vor unserer Zeitrechnung voraussagte. Sie befindet sich im Vorderasiatischen Museum Berlin. (Lit.: P. Schnabel, Der jüngste datierbare Keilschrifttext, in Zeitschrift für Assyriologie, Neue Folge, 36, 1925, S. 66 ff; der Text im Internet: http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/113885 und die Abbildung dazu http://www.jenseits-des-horizonts.de/item/069/ ).

3 weitere Fragmente zu diesem Ereignis befinden sich im Britischen Museum in London (Lit.: Ferrari d’Occhieppo, S. 16). Die 4 Teile ergänzen einander weitgehend, so dass daraus die Daten fast aller vorausberechneten Himmelserscheinungen dieses Jahres ersichtlich sind.

Sowohl bei den Römern als auch bei den Babyloniern war Jupiter der Stern des höchsten Gottes und der Königstern. Wegen seiner Helligkeit war er bei den Babyloniern der Stern schlechthin. Saturn war der Stern, dem von den Babyloniern das Land amurru (Syrien mit Palästina) zugewiesen wurde (Kroll, S. 67 und Ferrari d’Occhieppo, S. 50).

Die dreifache Begegnung von Jupiter und Saturn im Tierkreis-Sternbild Fische war dann offensichtlich der Anlass der Reise der Magier nach Jerusalem, wo sie den König Herodes aufsuchten.

 

Die Angaben bei Matthäus (Kapitel 2) enthalten astronomische Ausdrücke und lassen vermuten, dass Matthäus sich auf den Bericht eines Magiers, der Christ geworden war, stützte.

Bei der Ankunft der Magier, die aus dem Osten kamen, erfuhr Herodes, dass sie den neugeborenen König der Juden suchten, weil sie seinen Stern haben aufgehen sehen. Herodes war erschrocken. Werden seine Herrschaftspläne-Pläne damit durchkreuzt?

Herodes befürchtete zeitlebens Verschwörungen gegen ihn. Er hatte mit verschiedenen Frauen Kinder gezeugt. Einige wurden hingerichtet und er musste dazu jeweils die Genehmigung des römischen Kaisers einholen.

Er ließ seine Theologen zusammenkommen und fragte sie, wo der Messias geboren werden soll. Sie antworteten, dass der Ort Bethlehem in Judäa ist. Er zog sich mit den Magiern zurück und fragte sie nach dem (ersten) Erscheinen des Sterns (im

Frühaufgang). Er wollte nämlich das Alter des Kindes schätzen (nach damaliger Auffassung ging bei der Geburt eines Menschen sein Stern auf. Siehe Kroll S. 66). Die Magier gaben ihm vermutlich den Märztermin, den Zeitpunkt der ersten Begegnung von Jupiter und Saturn beim Frühaufgang im Sternbild der Fische. Daraufhin hat er dann später in der Region von Bethlehem alle Kinder, die jünger als zwei Jahre waren, töten lassen (für diese Tötung gibt es keine außerbiblischen Nachweise).

Die Magier wanderten nach der Auskunft in Jerusalem weiter in Richtung Bethlehem. Der Jupiter ging scheinbar vor ihnen her und blieb in Bethlehem stehen (das ist ein scheinbarer Stillstand und es passiert bei einer sog. Planetenschleife, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Planetenschleife ).

Die Magier freuten sich sehr, als sie Maria, Joseph und Jesus fanden, denn sie hatten ihr Ziel erreicht. Sie beteten das Kind an und gaben ihm wertvolle Geschenke.

Nach dem Lukas-Bericht waren Hirten durch Engel zum Geburtsort von Jesus hingeführt worden und die Hirten konnten daher die Weisen informiert haben.

Beim Auffinden kann auch das Zodiakallicht eine Rolle gespielt haben. Das ist eine äußerst schwache permanente Leuchterscheinung am Himmel. Das Zodiakallicht entsteht durch Reflexion und Streuung des Sonnenlichts an den Bestandteilen der Gas- und Staubwolke, die die Sonne als dünne Scheibe in der Planetenebene umgibt (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Zodiakallicht).

Der kegelförmige Lichtschein kann scheinbar von einem Stern wie dem Jupiter ausgehen und auf die Dächer eines Ortes fallen wie hier in Bethlehem (siehe Ferrari d’Occhieppo, S. 92).

 

Zusammenstellung der besonderen Sternenbewegungen im Geburtsjahr von Jesus

Nach Ferrari d’Occhieppo, S. 42 ff

Die vorausberechneten Himmelserscheinungen haben nichts mit Astrologie zu tun.

In der Bibel wird der Sternenkult abgelehnt. So hatten z. B. die Israeliten bei ihrem Wüstenzug aus Ägypten den Stern Saturn (aramäisch Kewan) als Gott umhergetragen, das war gegen ihren Gott JHWH gerichtet. Und es wurde ihnen vom Propheten Amos vorgeworfen (Amos 5, 21 – 26).

Durch dieses astronomische Ereignis haben wir einen weiteren Hinweis auf das Geburtsjahr von Jesus.

Für Christen handelt es sich um ein Zeichen Gottes: Gott will, dass das Weltereignis der Geburt von Jesus nicht nur in Bethlehem, sondern auch überregional bekannt wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Jahr 7 vor unserer Zeitrechnung als Jahr der Geburt von Jesus Christus recht gut belegt ist, sowohl durch die Angaben zur Volkszählung als auch durch die astronomischen Befunde. Die Sternerscheinung diente dazu, dass Jesu Geburt auch den anderen Völkern bekanntgemacht wurde.

 

 

 

Dreimalige Begegnung von Planeten im Sternbild Fische (im Jahr 7 vor Chr.)

 

Datum Erscheinung Planet VAT 290 BM 35429 Im Matthäustext
15.3.07 Frühaufgang Jupiter x wir haben seinen Stern im Aufgang gesehen
4.4.07 Frühaufgang Saturn x
20.7.07 östl. Stillstand Jupiter x x
24.7.07 östl. Stillstand Saturn x x
15.9.07 Abendaufgang Jupiter x x
15.9.07 Abendaufgang Saturn x
12.11.07 westl. Stillstand Jupiter x der Stern, den sie im Aufgang gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er an dem Ort stand, wo das Kind war
13.11.07 westl. Stillstand Saturn x
Erläuterungen zur Tabelle:

 

VAT 290: Tontafel im Vorderasiatischen Museum Berlin
BM 35429: Tontafel im Britischen Museum London
Lit.: Ferrari d’Ochieppo: Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht,  Giessen, 1994,
Seiten 6, 142
Planetenbewegungen
Wenn sich die Erde zwischen einem äußeren Planeten und der Sonne befindet
(in „Opposition“), dann überholt die schnellere Erde auf ihrer Bahn den Planeten. Der
irdische Beobachter meint, dass der Planet im Tierkreis der Fixsterne zurückläuft.
Wenn sich nach einigen Monaten die Erde wieder auf den Planeten im Tierkreis zu bewegt,
scheint der Planet eine Zeitlang vorwärts zu gehen, dann stillzustehen und danach
zurückzulaufen bis zum nächsten Stillstand. Dieser Vorgang wird Planetenschleife genannt.
Im Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Planetenschleife
Aufgang des Sternes
Der Zeitpunkt, zu dem der Stern erstmals am Himmel erscheint, heißt der Aufgang des
Sternes. Der Aufgang kann abends erfolgen oder morgens.