Allversöhnung

Einer der ersten Vertreter des Gedankens, dass der gnädige Gott sich mit allen Geschöpfen versöhnt, egal wie sich verhalten haben (Apokatastasis), war Origines.

Origines (185 -254) wurde in Alexandria geboren. Er hat die platonische Lehre vom bösen Körper und reinen Geist im Sinn. Er meint, dass die Substanz unseres Körpers im Laufe vieler Äonen sich in einem geistigen Leib bessern und verherrlichen wird. Auch der Tod wird nicht mehr Feind sein. Der Geist des Menschen darf nicht getötet werden, weil er ja nach Gottes Bild geschaffen ist. Dann würde man die Glaubwürdigkeit der Schrift angreifen.

Mit diesen Ideen verlässt Origines jedoch den Geist der Bibel und baut mit seiner Phantasie eine eigene vom griechischen Denken beeinflusste Lehre auf.

Im 2.Konzil von Konstantinopel 553 wurde die Lehre von Origines von der Allaussöhnung verworfen.

 

Das Augsburgische Bekenntnis (CA XVII) formuliert Abgrenzungen gegenüber der Allversöhnung (apokatastasis panton im Sinne von „Alle werden selig”). Auch die römisch-katholische Kirche und ihre Theologie grenzt sich in ihrer Lehrtradition von der Allversöhnungslehre ab und betont die traditionelle Lehre vom Himmel, von der Hölle und vom Purgatorium.

 

IIn der neuzeitlichen Theologie ist wieder eine Annäherung an die Allversöhnungslehre festzustellen.

In der liberalen Richtung wird humanistisch argumentiert. Es wird gesagt, es sei inhuman, wenn man Gott unterstellte, dass er richtet. Deshalb werden alle Bibelstellen, die nicht dieser Idee entsprechen, aussortiert.

Daneben gibt es eine bibelorientierte Allversöhnungslehre, die im frühen Pietismus entstand. So berief sich Ehepaar Petersen auf die Visionen der Engländerin Jane Leade und gab Schriften zur Allversöhnung heraus. Außerdem argumentierte das Ehepaar auch mit Bibelstellen. Philipp Jakob Spener war zwar mit den Eheleuten befreundet, distanzierte sich aber von ihrer Lehre. Doch beeinflusste diese Lehre andere Pietisten, wie Bengel, Oetinger und Hahn.

Das Zitieren einzelner Bibelstellen, die aus dem Gesamtzusammenhang gerissen werden, hat sich jedoch als Missverständnis erwiesen (siehe z. B. Kommentare von de Boor (zu: Römer 5, 18 ff; 1. Korinther 15, 28; Kolosser 1, 19 – 20) oder die Ausführungen von Stadelmann in der Zeitschrift „Der Evangelist“)).

Es wird nicht bedacht, dass die Allversöhnung die Souveränität Gottes sowie die Freiheit und Verantwortung der Menschen in Frage stellt. Es liegt in Gottes Ermessen, wie er Gerechtigkeit und Liebe zusammenbringt und wie lang und wie umfangreich Strafen sind. Es wäre lächerlich, wenn Menschen Gott vorschreiben wollten, wie er zu entscheiden hat.

U. a. ist daran zu denken, dass dann wesentliche Aussagen der Bibel ignoriert werden: Z. B. die Bedeutung des Glaubens an Jesus Christus. Jesus Christus sagt, dass Menschen ohne diesen Glauben verloren gehen (Johannes 3, 16 ff).

Gott zwingt niemanden zum Glauben. Wer Christus nicht glaubt, richtet sich selbst und geht verloren. Wer Glaubende zum Unglauben verführt, muss um seine Zukunft bangen.

In der Bibel stehen Ermutigungen zu einem neuen Leben, das in die Ewigkeit mit Gott führt, aber Strafankündigungen für Übeltäter.

Nun zur Frage: Was geschieht mit den Menschen, die keine Gelegenheit hatten, die Nachricht von Jesus zu hören. Alle Menschen haben ein Gewissen (Römer 2, 14 ff). Im Weltgericht müssen sich alle vor Gott verantworten (Matthäus 25, 31 ff).

Die Strafe hat Jesus mit Bildern, wie Hölle oder Finsternis beschrieben. Die Strafe ist nicht körperliches Leiden, die Körper sind ja tot, sondern das Furchtbare ist die ewige Trennung von Gott.

Es gibt unseres Wissens nur eine biblische Aussage zur Begrenzung von Strafen.

In Lukas 12 steht:

47 Der Knecht aber, der den Willen seines Herrn kennt und hat nichts vorbereitet noch nach seinem Willen getan, der wird viel Schläge erleiden. 48 Wer ihn aber nicht kennt und getan hat, was Schläge verdient, wird wenig Schläge erleiden. Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

 

 

Nachweise im Internet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Apokatastasis#Allvers.C3.B6hnung

 

Origines-Texte, die seine Lehre erläutern, findet man in http://www.unifr.ch/bkv/awerk.htm . Dort in der Schnellwahl „Origines“ anklicken. Dann: Über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft (De principiis), dann Summarische Wiederholung 7 und 9; 3. Buch 6,6.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Origenes

 

Bei der Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: http://www.ezw-berlin.de/html/15_5641.php

 

Augsburgisches Bekenntnis: http://www.ekiba.de/html/content/augsburger_bekenntnis_ca.html

 

Literatur:

Der Brief des Paulus an die Römer, Werner de Boor, Brockhaus Verlag Wuppertal, 1971, S. 140

Der erste Brief des Paulus an die Korinther, Werner de Boor, Brockhaus Verlag Wuppertal, 1968, S. 271 und 272

Die Briefe des Paulus an die Philipper und an die Kolosser, Werner de Boor, Brockhaus Verlag Wuppertal, 1982, S. 189.

Zu Helge Stadelmann: Zeitschrift des Siegerländer Gemeinschaftsverbandes Der Evangelist, Allversöhnung-Stadelmann