Außerkanonische Schriften

Es gab verschiedene Gründe für die Kirche, Schriften nicht in den Kanon des Neuen Testaments aufzunehmen. Lehren, die nicht von Aposteln stammten und nicht mit den Evangelien vereinbar waren, wurden nicht anerkannt: z. B. Gnosis, Marcionismus, Montanismus, Manichäismus. Man nannte die Schriften auch Apokryphen. Die alt-griechische Bezeichnung ist dafür, „apokryphos“, auf Deutsch „verborgen“. Zu diesen Schriften gehören auch sog. Evangelien, die in der Regel nichts Neues zur Kenntnis über Jesus beitragen. Sie sind oft mit gnostischen Elementen vermischt. Dann sog. Apostelakten, mit romanhaften Erzählungen und gewisse Briefe. Schriften der Generationen nach den Aposteln wurden auch nicht in den Kanon aufgenommen, aber zum Teil als lesenswert empfohlen.

Wichtige Quellen für außerkanonische Schriften, die sich mit der Verteidigung des Kanons befassen, befinden sich in der anschließenden Tabelle.

 

Wichtige Quellen für außerkanonische Schriften: 

Bezeichnung Nummer Inhalt Entstehungszeit Fundort Aufbewahrungsort Literaturquelle Entdeckungszeit
Oxyrhynchus Papyrus, griechisch 405 Irenäus: Gegen die Häresien III, 9, 2-3

(Fragment)

2. – 3. Jahrhundert Oxyrhynchus Cambridge

University

Library

Aland/Rosenbaum:

Repertorium der griechischen christlichen Papyri, 1995, Berlin

1903
Jenaer Irenaeus-Papyrus

griechisch

  Irenäus: Gegen die Häresien V,

3,2 – 13,1

(Fragment)

3. – 4. Jahrhundert Oberägypten Jena, Universität,

Phil. Seminar

K. Aland, H.-U. Rosenbaum:

Siehe oben

1911
Codex Claromontanus (B),

lateinisch

  Irenäus: Gegen die Häresien 9. Jahrhundert   Berlin, Staatsbibliothek, Handschriftenabteilung, Ms. Phillips 1669 Lundström: Die Überlieferung der lateinischen Irenaeusüber-setzung, Uppsala, 1985  
Codex Vossianus,

lateinisch

  Irenäus: Gegen die Häresien 1494   Leiden Lundström: Siehe oben  
Handschrift Nr. 450 Justin: Zwei Apologien 1364   Paris Bibliothek der Kirchenväter; Bd. 12, München, Kösel, 1913, Übersetzer Dr. G. Rauschen  
Papyrus Berolin 17076 Eusebius: Kirchenge-schichte VI, 43, 7-8 11-12

(Fragment)

3. – 4. Jahrhundert Hermupolis Magna Berlin, Staatliche Museen K. Aland, H.-U. Rosenbaum:

Siehe oben, S. 199

 
2 syrische Handschriften   Eusebius: Kirchengeschichte 5. – 6. Jahrhundert     Eusebius von Cäsarea: Kirchengeschichte, München, 1967  
Lateinische Handschrift von Rufinus   Eusebius: Kirchengeschichte 402     Eusebius siehe oben  
Codices aus dem 10. – 12 Jahrhundert   Eusebius: Kirchengeschichte 10. – 12. Jahrhundert     Eusebius siehe oben

 

 

Urgeschichte: Schöpfung und wissenschaftliches Weltbild – Allgemein

Der Schöpfungsbericht und sein Umfeld

In der Bibel gibt es im 1. Buch Mose einen Bericht über die Schöpfung der Welt. Dafür haben wir keine archäologischen Nachweise.

In der Menschheitsgeschichte wurde schon immer über Ursprung und Ziel der Welt nachgedacht. Mythen darüber mit Göttern, Magie und Geisterglauben waren z. B. bei den Ägyptern, Babyloniern, Römern, Griechen und Germanen verbreitet.

Der Schöpfungsbericht und die Ratio

Die Weltbilder änderten sich im Lauf der Zeit. So kam anfangs im Altertum bei den Griechen und am Ende des Mittelalters u. a. durch Kopernikus und Kepler die Idee der „Aufklärung“ mit den Begriffen Verstand und Vernunft zum Zuge. Danach ist die Natur Gesetzmäßigkeiten unterworfen, die man mit unseren Sinnesorganen wissenschaftlich erfassen kann.

Die Frage bleibt, wie weit unser Weltbild das wirkliche Aussehen des Universums wiedergibt.

Der Schöpfungsbericht und das moderne Weltbild

Newton entwickelte das Weltbild der Mechanik, das durch das heutige Weltbild mit Einsteins Relativitätstheorie und Plancks Quantenmechanik weiterentwickelt wurde. Jedoch werden viele alltägliche Phänomene weiterhin durch die klassische Mechanik ausreichend genau beschrieben. Das gilt dann, wenn die Geschwindigkeit der Relativbewegung zweier Objekte im Verhältnis zur Lichtgeschwindigkeit klein ist. Im gegenwärtigen Weltbild spielen der Urknall, die Expansion des Universums, in der Biologie die Entstehung des Lebens und die Evolution eine große Rolle.

(Lit.: Joel Walton, Eve Adamson: Der Ursprung des Universums für Dummies, 2009, Wiley-VCH Verlag, Weinheim; J. Tomiska: Physik, Gott und Materie, 2010, Ueberreuter Verlag, Wien.)

Jerusalem

Jerusalem

Das Wort „Urusalim“ in →Keilschrift

Jerusalem wurde bereits in altägyptischen Dokumenten erwähnt. Der ägyptische Stadtfürst Abdi-Hepa schrieb aus Jerusalem an den Pharao (ca. 1350 vor Chr.) von Schwierigkeiten mit den Hapiru-Leuten (Lit.: TUAT I, S. 515; Otto Schroeder: Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Königlichen Museen zu Berlin, Heft 11, 1915; J. A. Knudtzon: Die El-Amarna-Tafeln, 1. Teil, Leipzig, 1915, S. 872 ff ). Jerusalem wurde durch König David erobert und zur Hauptstadt gemacht. Dafür gibt es allerdings keine außerbiblischen Nachweise. Später wurde z. B. die Belagerung Jerusalems durch Sanherib 701 vor Chr. auf einem Prisma angeführt.

Angaben erwähnt von Zeit Dokument Fundort Aufbewahrungsort Entdeckungs-zeit
Jerusalem Abdi-Hepa ca. 1350 v. Chr. Tell el-Amarna-Briefe

EA 289 / VAT 1645

Tell el-Amarna Berlin (Vorder-asiatisches Museum) 1887
Belagerung Jerusalems Sanherib 701 vor Chr. Prismen von Sanherib (Assyrien) Ninive British Museum

(Taylor-Prisma)

 

Auszug aus ägyptischen Dokumenten:
El-Amarna-Brief EA 289 von Abdi-Hepa aus Jerusalem an den Pharao
Zeile 1) Zum König, meinem Herrn (sprich)! 2) Folgendermaßen Abdi-Hepa, Dein Diener:…

11) Siehe, Milki-Lim und Tagi sind es, 12) die diese Taten vollbracht haben. 13) Nachdem er den Ort Rubuda an sich gerissen hat, 14) ist es jetzt Jerusalem („Urusalim“)…22) Labaja 24) wird auch das Land Schakmi 24) den Hapiru-Leuten ausliefern… 29) Sollten wir denn Jerusalem verlassen?

Quelle: TUAT I, S. 515

Für Interessenten:

Hier finden Sie die → El-Amarna-Briefe

Hier eine Darstellung der → Keilschrift-Zeichen

Auszug aus der Luther-Bibel:
1. Chronik 11,1 Und ganz Israel sammelte sich bei David in Hebron und sprach: Siehe, wir sind dein Gebein und dein Fleisch. 11,2 Schon damals, als Saul König war, führtest du Israel aus und ein. Und der HERR, dein Gott, hat zu dir geredet: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst sein über mein Volk Israel. 11,3 Und alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron. Und David schloss einen Bund mit ihnen in Hebron vor dem HERRN. Und sie salbten David zum König über Israel nach dem Wort des HERRN durch Samuel.

11,4 Und David und ganz Israel zogen hin nach Jerusalem, das ist Jebus; denn die Jebusiter wohnten dort im Lande. 11,5 Und die Bürger von Jebus sprachen zu David: Du wirst nicht hereinkommen. David aber eroberte die Burg Zion, das ist Davids Stadt. 11,6 Und David sprach: Wer die Jebusiter zuerst schlägt, der soll Hauptmann und Oberster sein. Da stieg Joab, der Sohn der Zeruja, zuerst hinauf und wurde Hauptmann. 11,7 David aber wohnte auf der Burg, daher nennt man sie «Stadt Davids». 11,8 Und er baute die Stadt ringsum, vom Millo an rundumher. Joab aber stellte die übrige Stadt wieder her. 11,9 Und David nahm immer mehr zu an Macht, und der HERR Zebaoth war mit ihm.

Exil in Babylon

Im Jahr 598 vor Chr. wurde Jerusalem zum ersten Mal von babylonischen Truppen Nebukadnezars belagert. Der damals noch junge König Jojachin übergab die Stadt an Nebukadnezar II. Nebukadnezar II nahm ihn und Leute der Oberschicht gefangen und brachte sie und Schätze des Königs und des Tempels mit nach Babylon. Nebukadnezar II hatte Zedekia als Nachfolger von Jojachin als König eingesetzt.

Die Informationen der babylonischen Chronik sind 594 vor Chr. abgebrochen. Doch im Alten Testament wird über die Ereignisse berichtet. In Jeremia 39 steht, dass Jerusalem durch Babylonier 587 vor Chr. erneut längere Zeit belagert wurde. Nach der Eroberung wurde der jüdische König Zedekia verhaftet und seine Augen ausgestochen. Die Stadt Jerusalem wurde samt dem Tempel total zerstört. Der babylonische König Nebukadnezar II hatte einen größeren Teil der Bevölkerung, vor allem der Oberschicht, in die Stadt Babylon umgesiedelt.

Für die Zerstörung gibt es als Nachweis archäologische Funde:

Lit.:  P. G. van der Veen, „Sixth-Century Issues: The Fall of Jerusalem, the Exile, and the Return”, in Bill T. Arnold & Richard S. Hess (Hg.), Ancient Israel’s History: An Introduction to Issues and Sources, Baker Academic, Grand Rapids MI, 2014, 383–405, especially pages 391-393.   In neuerer Zeit wurden auch Funde gemacht durch die University of North-Carolina:  https://de.catholicnewsagency.com/story/archaologen-entdecken-neue-beweise-fur-ein-ereignis-das-in-der-bibel-erzahlt-wird-4984

Das Exil in Babylon endete 539 vor Chr., nachdem der Perserkönig Kyros das babylonische Reich erobert hat.

 

 

Personen, Bauten  erwähnt von Dokumente Fundort Aufbewahrungsort Entdeckungszeit Literatur
König Jojachin (Juda)

598 v. Chr.

Babylonische Historiker Babylonische Chroniken

550 – 400   v. Chr.

Babylon

 

 

British Museum London (Nr. 21946)

 

1.

 

 

Nebukadnezar II (Babylonien)

605 – 562 v. Chr.

Babylon-Tafel

Ca. 592 v. Chr.

Babylon Berlin, Vorder-

asiatisches Museum

VAT 16378

(Nr. 28186)

1939 2.
Ischtar-Tor Gebaut unter Nebukadnezar II (Babylonien) Ischtar-Tor Babylon Berlin, Vorder-

asiatisches Museum

 

3.
Jehojachel (Minister des Königs Zedekiah von Juda) Siegel oder

Original

Ca. 580 v. Chr.

Jerusalem (Davidsstadt) Jerusalem 2005 4.
Nebo-Sarsekim

(Chef-Beamter von Nebukadnezar II von Babylonien)

 

Tontafel

Ca. 595 v. Chr.

Tempel in Sippar (bei Bagdad) British Museum London Etwa 1870

(Entzifferung 2007 durch den Wiener Professor Michael Jursa)

5.

 

  1. Texte aus der Umwelt des Alten Testaments (TUAT), Band I, Gütersloh, 1982 -1985, S. 401 ff; H.H. Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes, München 1978, Bd. 1, S. 191 ff, James B. Pritchard: Ancient Near Eastern Texts, Third Edition, Princeton – New Jersey, 1969, S. 564 (Landesbibliothek Württemberg Lesesaal Bd 520); Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels, Tübingen,1979, S. 74
  2. James B. Pritchard: Ancient Near Eastern Texts (s.o.) S. 308; Kurt Galling (s.o.), S. 78; Clyde E. Fant, Mitchell G. Reddish: Lost Treasures of the Bible, Grand Rapids, Wm. B. Eerdmans Publishing, 2008, S. 217
  3. ideaSpectrum 31/32 2007, Seite 14

 

Babylonische Chroniken; Babylon-Tafel von Nebukadnezar II

Siegel-Text Jehojachel

Tontafeltext Nebo-Sarsekim

Nach dem Exil

Dokumente für die Zeit nach dem Exil

 

 

 

 

 

Angaben erwähnt von Zeit Dokument Fundort Aufbewahrungsort Entdeckungs-zeit Literatur
Kyrus-Edikt Kyrus 559 – 530 v. Chr. Kyrus-Zylinder Babylon British Museum 1. und 2.
Bibeltexte 1. und 2. Jh. vor Chr. Jesaja-Schriftrolle Qumran Jerusalem (Schrein des Buches) 1947 – 1956

 

Kyrus-Zylinder

 

Auszug aus persischen Dokumenten Auszug aus der Luther-Bibel
Auszug aus dem Kyrus-Zylinder:

  1. Die Stadt Babel und alle ihre Kultstätten hütete ich in Wohlergehen. Die Einwohner von Babel, [welche] wider den Willen [der Götter] ein ihnen nicht ziemendes Joch [. . .],
  2. ließ ich in ihrer Erschöpfung zur Ruhe kommen, ihre Fron ließ ich lösen. Über meine [guten] Taten freute sich Marduk, der große Herr.
  3. Mich, Kyros; den König, der ihn verehrt, und Kambyses, meinen leiblichen Sohn, sowie alle meine Truppen
  4.  segnete er gnädig

30. …Von Ninive, Assur und Susa ,

31. Akkad, Eschnunnak, Zamban, Meturnu und Der bis zum Gebiet von Gutium, die Städte jenseits des Tigris, deren Wohnsitz von alters her verfallen war –

32. die dort wohnenden Götter brachte ich an ihren Ort zurück und ließ sie eine ewige Wohnung beziehen. Alle ihre Leute versammelte ich und brachte sie zurück zu ihren Wohnorten.

 

Abbildung

 

Quelle: TUAT Band I Lieferung 4, historisch–chronologische Texte, Hrsg. Otto Kaiser, Gütersloh Verlag Mohn, 1984, S. 407 ff

Esra: 1,2 So spricht Kyrus, der König von Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und er hat mir befohlen, ihm ein Haus zu Jerusalem in Juda zu bauen.

1,3 Wer nun unter euch von seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem in Juda und baue das Haus des HERRN, des Gottes Israels; das ist der Gott, der zu Jerusalem ist.

(Artefakt des 2. Tempels in Jerusalem)

1,4 Und wo auch immer einer übriggeblieben ist, dem sollen die Leute des Orts, an dem er als Fremdling gelebt hat, helfen mit Silber und Gold, Gut und Vieh außer dem, was sie aus freiem Willen für das Haus Gottes zu Jerusalem geben.

Literatur:

  1. TUAT Band I Lieferung 4, historisch–chronologische Texte, Hrsg. Otto Kaiser, Gütersloh Verlag Mohn, 1984, S. 407
  2. James B. Pritchard: Ancient       Near Eastern Texts, Third Edition, Princeton – New Jersey, 1969, S. 316 (übersetzt ins Deutsche)
  3. Ein archäologischer Münzfund belegt die Existenz des zweiten Tempels.
  4. Aktuell (2019) kommen Funde im Rahmen der Auswertung von Bauschutt des Tempelberges (Tempelberg-Siebungsprojekt) hinzu: U. a. Ein Siegelabdruck der Priesterfamilie Immer.

Zum Kanon des Neuen Testaments

Im römischen Reich herrschte ein Religionspluralismus. An vielen Orten vermischten sich die Religionen. Es haben sich auch Lehren gebildet, die christliche Glaubensauffassungen mit Inhalten anderer Anschauungen und Religionen vermengten.

Die frühe Kirche war zahlreichen Angriffen von außen, so vom römischen Staat, und von innen durch Auflösungserscheinungen ausgesetzt. Schon im 1. Jahrhundert drohte eine Form der Gnosis das Christentum aufzulösen. Zur Abwehr gegen diese Lehren musste die junge Kirche, die ja noch kaum Organisationsstruktur besaß, festlegen, welche Schriften allgemein anerkannt werden. Diese Schriften wurden dann als Kanon bezeichnet. Kanon als Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Rohr“. Im alten Orient wurde ein Stab zum Messen benutzt. Im frühkirchlichen Gebrauch bezeichnet „Kanon“ eine Glaubensregel, die von der Tradition bezeugt wird. Athanasius unterschied zwischen kanonischen Schriften, die überliefert und als von Gott stammend geglaubt werden und apokryphen Schriften, in denen Irrlehrer ihre Lehren mit den von Gott inspirierten vermischt haben (Lit.: Donath Hercsik: Die Grundlagen unseres Glaubens, 2005, LIT-Verlag Münster S.71 ff).

In relativ früher Zeit, Anfang des 2. Jahrhunderts, waren schon Paulusbriefe und Evangelien im Umlauf. Im 1. Clemensbrief Kapitel 47,1 (u. a. im Codex Alexandrinus zu finden, auch im Internet unter: http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4.htm ), der ca. 95 nach Chr. verfasst wurde, schreibt Clemens von Rom den Korinthern, dass sie den Brief des Paulus lesen sollen.

Der Kirchenvater Justin zitiert aus den Evangelien (130 – 150 nach Chr.), siehe z. B. Chapter XV

Der Kirchenvater  Irenäus beschreibt nicht nur die Entstehung der vier Evangelien. Er zitiert neben den Evangelien auch aus Paulusbriefen und der Apostelgeschichte in seinem Werk „Gegen die Häresien“ in der Zeit 180 – 185 nach Chr.

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts besteht der Kanon aus den vier Evangelien, der Apostelgeschichte und den Paulusbriefen.

Im 3. Jahrhundert setzten sich dann der 1. Petrusbrief und der 1. Johannesbrief durch.

Für die restlichen Schriften dauerte die allgemeine Anerkennung etwas länger. Es handelt sich um: den 2. und den 3. Johannesbrief, den Jakobusbrief, den Judasbrief, sowie den Hebräerbrief und die Offenbarung des Johannes.

Mitte des 4. Jahrhunderts, nach Gründung der Reichskirche, wurde der Kanon durch Bischofsentscheidungen und Synodaldekrete für ganze Provinzen festgeschrieben. Im Osten des römischen Reiches hat Athanasius 367 nach Chr. in einem Osterbrief über den kanonischen Bestand der Bibel geschrieben. Hieronymus und Augustin setzten im Westen den 27-Schriftenkanon durch.

Auf den Synoden von Hippo 393 und Karthago 397 und 419 nach Chr. wurde die Zahl und Reihenfolge der Schriften endgültig festgelegt (Oscar Paret: Die Bibel – ihre Überlieferung in Druck und Schrift, Stuttgart, 1949, S. 44).

Die Einheitlichkeit des neutestamentlichen Kanons mit seinen 27 Büchern, wie ihn alle Konfessionen der Christenheit heute haben, ist also am Ausgang des 4. Jahrhunderts in einer Reihe von Kirchenprovinzen erzielt worden und benötigte dann noch Zeit, um sich überall durchzusetzen (K. Aland: Geschichte der Christenheit, Gütersloh, 1980, S. 112 ff).

Die Entwicklung einer einheitlichen Fassung des griechischen Neuen Testaments in der Neuzeit ist im Anhang kurz dargestellt.

 

Zu Irenäus von Lyon

Irenäus (Bischof von Lyon) lebte etwa von 135 – 200 nach Chr. Er hat als Jugendlicher noch Bischof Polycarp von Smyrna kennengelernt (siehe „Gegen die Häresien“ Buch III, 3,4). Polycarp war Schüler des Apostels Johannes. Irenäus schreibt in „Gegen die Häresien“ (Buch III, 1,1): Matthäus hat in hebräischer Sprache gepredigt und eine Evangeliumsschrift verfasst, als Petrus und Paulus in Rom das Evangelium verkündeten. Nach deren Tod zeichnete Markus, der Schüler und Dolmetscher von Petrus, dessen Predigt auf. Ähnlich hat Lukas, der Begleiter von Paulus, das von diesem verkündete Evangelium in einem Buch niedergelegt. Zuletzt gab Johannes, der Schüler des Herrn Jesus, der an seiner Brust ruhte, während des Aufenthalts in Ephesus in (Klein-)Asien das Evangelium heraus.

Die Schriften von Irenäus sind durch Funde gut belegt. Quellen sind hauptsächlich lateinische Übersetzungen, vom ursprünglich griechischen Text gibt es Fragmente. Siehe auch: Außerkanonische Schriften.

Lit.: Irénée de Lyon: Contre les hérésies; Edition Adelin Rousseau, Louis Doutreleau; CERF Paris, 5 Bände 1965 – 1982, Lateinisch, Griechisch und Französisch.   Irenäus von Lyon: Gegen die Häresien/ übersetzt und eingeleitet von Norbert Brox, Herder, Freiburg im Breisgau (Fontes Christiani; Bände 8/1 – 8/2 – 8/3 – 8/4 – 8/5); 1993 – 2001, Griechisch, Lateinisch, Deutsch.

Im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Iren%C3%A4us_von_Lyon und http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581.htm

Entstehung des Neuen Testaments

Jesus Christus wurde im Jahr 29 unserer Zeitrechnung von Johannes dem Täufer im Jordan getauft (im 15. Jahr der Regierung des römischen Kaisers Tiberius; nach Lukas 3, Verse 1 – 2). Damit begann sein öffentliches Wirken.

Für die Kreuzigung und Auferstehung von Jesus Christus kommt nach allgemeiner Auffassung die Zeit zwischen 30 und 33 unserer Zeitrechnung in Frage. Der Tag für die Kreuzigung war der Vorbereitungstag für den Sabbat, und zwar ein Freitag vor dem Passahfest (nach Johannes 19, Vers 31). Newton und in unserer Zeit Schaefer und Pratt verwendeten sowohl den jüdischen als auch den julianischen Kalender und kamen auf das Jahr 33, Freitag, den 3. April.

(Vgl. J. P. Pratt: „Newton’s Date for the Crucifixion“. In The quarterly Journal of the Royal Astronomical Society 32/3 (1991), S. 301–304; Colin J. Humphreys, W. G. Waddington: The Date of the Crucifixion, in: Journal of the American Scientific Affiliation, 37 (1985); B. E. Schaefer: Lunar Visibility and the Crucifixion. In: The quarterly Journal of the Royal Astronomical Society. 31, Nr. 1, 1990, S. 53–67)

 

Die Worte und Taten von Jesus Christus wurden anfangs hauptsächlich mündlich überliefert. Die ersten Schriften, die später auch in das Neue Testament übernommen wurden, waren die Briefe von Paulus, die an verschiedene Gemeinden gerichtet waren. Sie stammen aus der Zeit von etwa 50 bis 60 nach Chr.

Als die Zahl der überlebenden Augen- und Ohrenzeugen, die die Informationen über Jesus Christus weitergeben konnten, immer mehr abnahm, begann die Niederschrift der Ereignisse in den Evangelien:

Nach Angaben des Kirchenvaters Irenäus entstand zuerst das Matthäusevangelium, es folgte das Markusevangelium kurz vor dem Jahre 70 nach Chr. Das Lukasevangelium soll kurz vor 80 nach Chr. geschrieben worden sein. Lukas erwähnt zu Beginn seines Evangeliums, dass schon viele vor ihm versucht hatten, schriftliche Berichte zu verfassen und er schreibt das Evangelium aufgrund eigener Erkundigungen. Die Niederschrift des Johannesevangeliums, das die anderen Evangelien voraussetzt, gehört in die Zeit um 90/95 nach Chr. (Weitere Lit.: Kurt Aland: Geschichte der Christenheit, Gütersloh 1980, S. 102 ff)

Die biblischen Texte stehen uns nur deshalb zur Verfügung, weil sie immer wieder abgeschrieben wurden. Es gibt kein einziges Original. Schon die Auffindung einer alten Abschrift ist ein Glücksfall, die Auffindung des Originals eines biblischen Textes wäre ein Wunder.

Einige Theologen des 19. Jahrhunderts (vor allem die der Tübinger Schule mit C. F. Baur angehörten) behaupteten, die wichtigsten Schriften des Neuen Testaments hätten nicht vor den dreißiger Jahren des 2. Jahrhunderts existiert (Bruce: Das Neue Testament: glaubwürdig, wahr, verlässlich, Lahr, 1997, S.19). Diese Aussage wird u. a. durch den Fund des Papyrus P52, der aus der Zeit um 125 nach Chr. stammen soll, widerlegt.

Um ein besseres Verständnis für die Evangelien zu bekommen, empfiehlt es sich, im Anhang den Abschnitt: Zu Christus – das neue Denken zu lesen.

 

 

 

 

 

 

Zum Kanon des Alten Testaments

Als Jesus Christus in Israel lebte, gab es nur die Schriften des heutigen Alten Testaments. Er hat aus ihnen viel zitiert.

Diese jüdische Bibel entstand in der Zeit, als sich der israelische Staat bildete.

Ursprüngliche Bestandteile sind mündlich überlieferte Erzählungen, die von Priestern oder Propheten theologisch konzipiert und interpretiert worden sind.

Zu den ältesten schriftlichen Urkunden der Bibel gehören die 10 Gebote, die von Mose dem israelischen Volk übergeben wurden. Es handelt sich um zwei Steintafeln, die in einer hölzernen sog. Bundeslade transportiert wurden (5. Mose 10, 1 – 5). Salomo ließ sie in den neugebauten Tempel überführen (1. Könige 1 – 8). Mit der Zerstörung des Tempels durch die Babylonier 586 v. Chr. sind auch die Tafeln vernichtet worden.

Der Gott Jahwe wurde bereits 850 v. Chr. in archäologischen Funden erwähnt (vgl.: Mes[ch]a-Stele ). Das älteste Bibelzitat ist aus der Zeit 700 – 600 vor Chr. erhalten (siehe: Silber-Amulette)

Schon lange vor Christus gab es unter den Israeliten Bücher der Bibel, die allgemein anerkannt waren.

Die Schriften des Gesetzes von Mose wurden 622 v. Chr. vom Hohenpriester Hilkija im Tempel gefunden und dem König Josia überreicht (2. Könige 22, 8 – 20).

Vom Propheten Jeremia ist ein Amtssiegel des Schreibers Baruch von ca. 600 vor Chr. erhalten (siehe: Amtssiegel).

Der Jude Nehemia wurde vom Perserkönig Artaxerxes I (464 – 424 v. Chr.) als Statthalter in Judäa eingesetzt. Er ließ den Priester Esra das Gesetz von Mose vor dem versammelten Volk vorlesen (Nehemia 8, 1 – 12).

Nach Josephus wurden 22 Bücher in der Zeit des persischen Königs Artaxerxes als kanonisch angesehen, von Mose bis zum Propheten Maleachi (Lit. Flavius Josephus: Über die Ursprünglichkeit des Judentums (Contra Apionem), Hrsg. Folker Siegert, 2008, Göttingen, S. 104). Josephus meint: Die nach dieser Zeit  entstandenen Bücher wurden nicht mehr anerkannt, weil es keine lückenlos aufeinanderfolgenden Propheten mehr gab. Das letzte Buch des Alten Testaments ist demnach der Prophet Maleachi.

Der Übersetzer des hebräischen Buches Jesus Sirach (Enkel von Sirach) verfasste  etwa 130 vor Chr. die griechische Übersetzung der Vorlage seines Großvaters. Im Vorwort setzt er die jüdische Bibel (das Alte Testament) voraus und spricht von einer Dreiteilung der biblischen Schriften:

  • Gesetz (Thora)
  • Propheten
  • andere Bücher

Hebräische Fragmente des Buches Jesus Sirach wurden in Qumran und in Massada gefunden (geschrieben etwa 50 – 100 v. Chr.)

 (Aus: The Hebrew Text of Sirach: A Text-Critical and Historical Study by Alexander A. di Lella, The Hague: Mouton & Co., 1966).

Hier eine Fundstelle für Schriften aus Qumran, Massada, u. a. Orte am Toten Meer.

Wie schon Jesus Sirach haben die Juden ihre biblischen Schriften in drei Kategorien eingeteilt: Thora („Weisung“), Nevim („Propheten“) und Ketuvim („Schriften“). Die hebräischen Anfangsbuchstaben dieser Teile ergeben mit eingefügten Vokalen das Wort Tanak (oder Tenak), ausgesprochen Tanach (oder Tenach).

Auch Jesus sprach vom Gesetz des Mose, den Propheten und den Psalmen (der Hauptteil der übrigen Schriften), zu finden in Lukas 24, Vers 44.

Wenn man aus den Textfunden in Qumran Schlüsse auf die Zustände in Israel in der Zeit von Mitte des 3. Jahrhunderts bis 68 nach Chr. ziehen will, ergibt sich folgende Situation: Es gab verschiedene leicht unterschiedliche Glaubensrichtungen nebeneinander.

Es gab Abschreiber, die in Textvorlagen Änderungen einfügten, z. B. vereinfachte Lesarten, oder eine eigene Orthographie. Diese Texte werden manchmal als „Vulgärtexte“ bezeichnet.

Daneben gab es Abschreiber, die den Text sorgfältig übernahmen. Das waren vermutlich Texte, die bei öffentlichen Anlässen in der Liturgie Verwendung fanden. Diese werden entsprechend manchmal als „Nicht-Vulgärtexte“ bezeichnet (Lit: Emanuel Tov: Der Text der hebräischen Bibel, 1997, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, S. 159). Die „liturgischen“ Texte sind in Qumran relativ häufig vertreten.

Althebräisch geschriebene Texte gehören überwiegend zu den älteren Handschriften in Qumran. Sie stammen fast alle aus den 5 Mosebüchern (Lit.: Johann Maier: Studien zur jüdischen Bibel und ihre Geschichte, Walter de Gruyter, Berlin – New York, 2004, S. 112).

Das jüdische Gemeinwesen, die Hierokratie, also die Herrschaft des Hohenpriesters, und auch der jüdische Tempel mit dem Opferkult waren in den Jahren 70 bis 73 nach Chr. nach der Erstürmung von Jerusalem durch die Römer unter Titus endgültig untergegangen.

Danach musste die Schrift – als einzige noch existierende Grundlage der jüdischen Religion und des jüdischen Volkes – gerettet werden.

Das Judentum musste sich reorganisieren.

In der Zeit vom  7.  – 11. Jahrhundert haben sog. Masoreten den Text standardisiert. Masoreten („Überlieferer“) sind jüdische Gelehrte, die den Text nicht nur kopierten, sondern auch die Redaktion und Standardisierung der Textvorlage vornahmen.

Die alten Schriften aus der Zeit des 2. Tempels waren nur mit Konsonanten überliefert. Da die hebräische Sprache nicht mehr Umgangssprache war, wusste man nicht mehr genau, wie der Text ausgesprochen werden sollte. Daher mussten Vokal- und Lesezeichen eingefügt werden. Die Masoreten kümmerten sich auch um Textvarianten und vermutete Fehler.

Die Schulen der Masoreten befanden sich in Babylonien und in Palästina. In Palästina erstand das Schriftgelehrtenzentrum in Tiberias.

Besonders bekannt waren aus Tiberias die Familien Ben Ascher und Ben Naftali. Das System der Familie Ben Ascher hat sich im 11. Jahrhundert in Europa durchgesetzt.

Die Abschrift eines Exemplars von Aaron ben Mosche ben Ascher aus dem Jahr 1008 nach Chr. befindet sich in Petersburg.

Christen haben die Bücher des hebräischen Tanach übernommen und ergänzten sie mit Büchern der Septuaginta, je nach Konfession leicht unterschiedlich. Daraus entstand der Kanon des Alten Testaments.

Kanon als Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Rohr“. Im alten Orient wurde ein Stab zum Messen benutzt. Im frühkirchlichen Gebrauch bezeichnet „Kanon“ eine Glaubensregel, die von der Tradition bezeugt wird. Athanasius unterschied zwischen kanonischen Schriften, die überliefert und als von Gott stammend geglaubt werden und apokryphen Schriften, in denen Irrlehrer ihre Lehren mit den von Gott inspirierten vermischt haben (Lit.: Donath Hercsik: Die Grundlagen unseres Glaubens, 2005, LIT-Verlag Münster S.71 ff).

Erstaunlich bei Allem ist zum einen, wie gut die Textüberlieferung des Alten Testaments ist (vgl. Funde in Qumran und Massada), zum anderen, wie trotz verschiedener Verfasser zu verschieden Zeiten bei den Texten eine geistliche Einheit zu erkennen ist.