Archäologische Hinweise:
Israel in Ägypten, Auszug und Landnahme (mit der Richterzeit)
Über den Aufenthalt der Israeliten in Ägypten, ihren Auszug aus Ägypten unter Mose und die Landnahme der Israeliten in Kanaan gibt es nur wenig archäologische Funde, ansonsten Hinweise und Spekulationen.
- Zum Aufenthalt in Ägypten und dem Auszug aus Ägypten
In der Bibel lassen sich keine Pharaonennamen aus dieser Zeit finden und nur wenige Zeitangaben. Z. B. in 1. Könige 6,1: Salomos Tempelbau soll 480 Jahre nach dem Auszug Israels aus Ägypten stattgefunden haben. Damit müßte der Auszug 480 Jahre vor 967 vor Chr. erfolgt sein, nämlich ca. 1450 vor Chr. Über die Aufenthaltsdauer in Ägypten steht in 2. Mose 12, 40: Die Aufenthaltsdauer betrug 430 Jahre. Sie begann demnach also etwa 1880 vor Chr.
Die Ägypter erwähnten nicht direkt den Aufenthalt von Israeliten, sondern sie schrieben über den Aufenthalt von Nomaden asiatischer Herkunft, u. a. auch aus Kanaan. In der Bibel wird gesagt, dass die Israeliten in Ägypten Sklavenarbeit verrichten mussten. Sie mussten Pitom und Ramses als Vorratsstädte bauen (2. Mose 1,11). Ramses war nur in der Zeit der Ramses-Dynastie von Bedeutung, also von 1290 – 1070 vor Chr. Doch könnten diese Gebäude unter anderer Ortsbezeichnung durchaus schon vorher errichtet worden sein. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts sind nämlich Reste von Gebäuden aus der Anfangszeit der XVIII. Dynastie (1500–1450) in Tell el-Dab῾a in der Nähe von Qantir/Pi-Ramesse ausgegraben worden, die die Archäologen als Speicher-Einrichtungen klassifiziert haben (Manfred Bietak: Auaris, The capital of the Hyksos. The British Museum, London 1996 (zit. in: J. K. Hoffmeier: Israel in Egypt, S. 122f).
Von Mose können wir feststellen, dass sein Name ägyptischen Ursprungs ist. (Lit.: Grundrisse zum Alten Testament, Band 4-2, Herbert Donner, Göttingen, S. 123). Die Reduktion der grundlegenden Rechtsvorschriften im 2. Buch Mose auf 10 Gebote ist in der Menschheitsgeschichte einmalig.
Zum biblischen Berg Sinai: Seine Lage ist in der Archäologie bis heute umstritten, zumal der Gottesberg auch noch als Horeb bezeichnet wird. Der Fund eines 12 Steine Altars am Berg Karkom ist für einige Forscher ein Indiz dafür, dass der biblische Berg Sinai hier zu lokalisieren ist.
Zur Landnahme und zur Richterzeit
Nach Aussagen der Bibel gab es zwischen dem Tod vom Moses-Nachfolger Josua und der Zeit der Könige keine Zentralgewalt im israelitischen Volk. Das Volk siedelte in verschiedenen Regionen. Es wurde teilweise von dortigen Machthabern beherrscht und manche Israeliten übernahmen deren Kultur und Religion. Über Jerusalem wissen wir durch ägyptische Inschriften, dass es von Ägypten zeitweise beherrscht wurde (ca. 1350 vor Chr.).
Siehe https://bibelarchaeologie-online.org/wiki/jerusalem/
Der biblische Titel „Richter“ war in dieser Zeit die Bezeichnung für israelische regionale Machthaber.
Der ägyptische König Mer-en-Ptah (Regierungszeit 1212 – 1202 vor Chr.), der Nachfolger von Ramses II., berichtet auf der sogenannten Israel-Stele über einen Sieg 1208 vor Chr. und erwähnt dabei auch das Wort „Israel“, und zwar mit der Bemerkung, Israel ist verwüstet und sein Saatgut bzw. seine Nachkommenschaft ist nicht mehr (Lit:: TUAT, Band I, Gütersloh, 1982 -1985, S. 552, U. Zerbst, P. van der Veen, S. 35). Daraus folgt, dass Israel bereits vorher bestanden haben muss.
Vor der Zeit der geteilten Königreiche Israel und Juda spricht man von einer stummen Archäologie in Palästina. In den Schichten der Grabungshügel wurden keine datierungsrelevanten Funde wie Inschriften eines Königs o. ä. gemacht. Stattdessen arbeitet man mit sogenannten keramischen Leitformen, das sind bestimmte kurzlebige Keramikstile, die in einer bestimmten Zeit verbreitet waren. Wird die Keramikform in Ägypten wiedergefunden, so kann sie in vielen Fällen der Zeit eines bestimmten Pharaos zugeordnet werden (Lit.: U. Zerbst, P. van der Veen: Keine Posaunen vor Jericho? Hänssler-Verlag Holzgerlingen, 2005, S. 52).
Um 1200 vor Chr. sind viele neue Siedlungen im Bergland Palästinas entstanden, deren Keramik überwiegend der Tradition früherer Zeiten folgt, nämlich der späten Bronzezeit (zwischen 1550 und 1200 vor Chr.) (siehe U. Zerbst, P. van der Veen, S. 21, 26).
Nach Dever besaßen die kanaanäischen Städte am Ende der Mittleren Bronzezeit (1650 – 1550 vor Chr.) nahezu alle massive Verteidigungsanlagen. Beim Übergang zur späten Bronzezeit (ab 1550 vor Chr.) wurden viele in Schutt und Asche gelegt (U. Zerbst, P. van der Veen, S. 42). Das gilt auch für Jericho. Bei der durch Feuer zerstörten sog. „City IV“ wurde verkohlter Weizen gefunden, der durch die Radiocarbon-Methode auf rund 1550 vor Chr. bestimmt werden konnte.
Archäologische Funde zur Richterzeit
- Richter Gideon, auch Jerubbaal genannt
Seit 2015 führt ein Team unter Leitung von Prof. Y. Garfinkel der Hebrew University of Jerusalem Ausgrabungen in Khirbet el Rai durch, in der Nähe von Lachish. In diesem Jahr 2021 wurde erstmals eine Inschrift aus der Richterzeit gefunden, (etwa 1100 Jahre vor Chr.). Es handelt sich um eine beschriftete Tonscherbe. Die Zeichen ergeben von links gelesen die Schriftzeichen: Yod, Resh, Bet, Ayin und Lamed. Das bedeutet in lateinischer Schrift: J;R;B,A,L. Mit Vokalen versehen heißt es: Jerubbaal. Dieser Name kommt im Buch der Richter öfter vor. Es war ein anderer Name für den Richter Gideon.
Nach Angaben von Garfinkel ist die Datierung des Keramikstücks mit verschiedenen Methoden erreicht worden, darunter Radiokarbon-14 aus der Schicht direkt über diesem Fund mit dem Ergebnis von 1050 v Chr.. Die petrographische Analyse der beschrifteten Keramik, die von Prof. David Ben-Shlomo von der Ariel Universität durchgeführt wurde, kam zu dem Schluss, dass der kleine Krug vor Ort hergestellt wurde.
Näheres ist zu finden unter:
https://watchjerusalem.co.il/1290-jerubbaal-alias-of-biblical-judge-gideon-discovered-in-southern-israel und
https://www.timesofisrael.com/five-letter-inscription-inked-3100-years-ago-may-be-name-of-biblical-judge/
Blei-Amulett Fund beim Altar auf dem Ebal-Berg bei Nablus
Die Bibel berichtet, dass Josua, kurz nachdem er das Gelobte Land betreten hatte, auf dem Berg Ebal einen Altar mit Blick auf die antike Stadt Sichem errichtete. Bei Ausgrabungen in den frühen 1980er Jahren, die von dem verstorbenen Prof. Adam Zertal geleitet wurden, wurde eine frühe Altarstelle auf dem Berg Ebal entdeckt. Seit einigen Jahren hat Dr. Scott Stripling, Direktor der neuen Shiloh-Exvacations, ein Team geleitet, das die Ausgrabungshalden von Zertal durchsuchte. Es gibt erstaunliche Entdeckungen, die die archäologische Diskussion über die Zeit von Joshuas Eroberung neu beleben könnten. Am bemerkenswertesten ist, was die früheste hebräische Schrift sein könnte, die jemals im Land Israel gefunden wurde. Dr. Scott Stripling fand ein altes hebräisches Blei-Amulett. Die Schriftzeichen passten zu 5.Mose 27, 5 ff und Josua 8, 30 – 35. Es ist ein Verfluchungstext mit Nennung des Gottes JHWH aus dem 13. Jh vor Christus, also aus der Richterzeit, die im 14. Jh. vor Chr. begann. Auch der deutsche Archäologe Prof. van der Veen war an der Auslegung der Schriftzeichen beteiligt.
Quellen:
https://watchjerusalem.co.il/1409-interview-joshua-mount-ebal-and-the-discovery-of-an-ancient-hebrew-amulet
https://biblearchaeology.org/2-home/4390-digging-for-truth-episode-23-has-joshua-s-altar-been-found-on-mt-ebal
https://biblearchaeology.org/research/new-testament-era/2-home/4390-digging-for-truth-episode-23-has-joshua-s-altar-been-found-on-mt-ebal
und die Zeitschrift IDEA 12, vom 23.3.22, S. 19
- In Galon eine Festung aus der Richterzeit
In Galon, das liegt zwischen dem Gavrin-Wald und Jerusalem, in der Nähe von Gat, wurde 2020 eine Festung aus der Richterzeit (etwa 1200 vor Chr.) gefunden. Die Festung, nach ägyptischen Vorbildern gebaut, hatte einen Grundriss von 18 Meter x 18 Meter. Die Bevölkerung der Kanaaniter wurde damals von Ägypten beherrscht. Die Gegend sollte wohl vor eindringenden Philistern als auch Israeliten geschützt werden.
Näheres unter: https://watchjerusalem.co.il/1029-canaanite-judges-era-fortress-discovered-at-galon und
https://embassies.gov.il/berlin/NewsAndEvents/Pages/3-200-Jahre-alte-Festung-in-Israel-gefunden.aspx