Gnosis

Gnosis

Beschreibung:

Mit Gnosis (griechisch, heißt auf Deutsch: Erkenntnis) wird eine Reihe von Lehren bezeichnet, die die Evangelien ändern und ergänzen wollen durch eine Fülle von Spekulationen über die Natur und das Jenseits. Die meisten Lehrer erklären nicht, woher sie ihre Erkenntnisse holen, doch sind Anleihen beim griechischen Platonismus und bei Lehren des Orients erkennbar.

Durch Erkenntnis soll die Erlösung erlangt werden. Das, was in der christlichen Gemeinde gelehrt wird, sei eine Vorstufe. Nur die gnostische Kirche sei die wahre Kirche.

Irenäus beschrieb in seinem Werk „Gegen die Häresien“ einige gnostische Lehren. Danach begann die Gnosis bei dem Magier Simon Magus aus Samarien. Simon wollte den Aposteln Geld geben, um die Kraft des heiligen Geistes zu bekommen und damit Geschäfte machen (Apostelgeschichte 8,9). Petrus wies ihn scharf zurecht, aber Simon wurde nicht einsichtig, sondern entwickelte eine eigene Lehre. Er ließ sich als allerhöchste Kraft verherrlichen und zog mit einer Prostituierten umher, die eine Wiedergeburt der trojanischen Helena sei. Wer an ihn und seine Helena glaube, der ist gerettet und kann machen was er will. Seine Schüler entwickelten davon abweichende Lehren (Gegen die Häresien I, 23).

Ein anderer Gnostiker, Kerinth, der in den 90’er Jahren in Kleinasien lebte, lehrte, dass die Welt nicht von Gott, sondern von einer Kraft gemacht worden war. Jesus sei nicht von einer Jungfrau geboren, sondern Sohn von Maria und Joseph. Nach der Taufe sei das Urprinzip Christus als Taube auf Jesus herabgestiegen. Am Ende seines Lebens sei das Urprinzip wieder von Jesus gewichen. Christus, der Geist war, musste nicht leiden (Gegen die Häresien I, 26).

Valentin tritt um 135 in Ägypten auf und zieht 20 Jahre später nach Rom. Er lehrt: Aus einer Zweiheit Unaussprechlichkeit und Stille entstand eine weitere Zweiheit Vater und Wahrheit. Dieser Vierheit entspringen Wort und Leben, Mensch und Kirche. Das ist die erste Achtheit, usw. Schließlich werden daraus 30 Äonen, die das Geistreich des unsichtbaren Vaters (Pleroma) bilden. Die Mutter von Christus habe das Geistreich verlassen. Jesus stamme von Christus ab, der sich zum Geistreich erhob, oder von Menschen und der Kirche. Er nennt seine Schrift „Evangelium der Wahrheit“. (Gegen die Häresien, I, 11,1). In Oberägypten (Nag Hammadi) wurde eine Schrift mit diesem Titel gefunden (Lit: Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte, Band I, 2000, S. 87).

Die Gnostiker scheuen sich nicht, ihre Schriften unter Namen von Aposteln zu verbreiten (Petrusevangelium, Thomasevangelium, Philippusevangelium, usw.).

Einige christliche Theologen des 2. und 3. Jahrhunderts, wie Justin, Irenäus und Tertullian, haben gnostische Lehren beschrieben und sie widerlegt. (Lit.: K. Aland: Geschichte der Christenheit, Gütersloh, 1980, S. 98 ff ; Sierszyn, S. 83;

im Internet: http://www.newadvent.org/cathen/06592a.htm )

 

Entgegnung von Irenäus:

Johannes widerlegte durch sein Evangelium den Irrtum der Gnostiker Kerinth und der Nikolaiten. Nach Johannes ist der, der die Welt geschaffen hat, auch der Vater von Jesus Christus. Im Gegensatz zu den Lehren der Gnostiker wurde das Wort (der „Geist“) Fleisch. Irenäus zitiert auch Polykarp: Als Johannes in Ephesus ins öffentliche Bad gehen wollte und dort Kerinth entdeckte, ging er sofort weg. Er fürchtete, dass das Bad einstürzte, wenn Kerinth, der Feind der Wahrheit, drinnen ist (Gegen die Häresien, III, 3 ,4).

Irenäus schreibt, dass es nicht zwei oder drei gnostische Lehren gibt, die über einen Gegenstand dasselbe aussagen. In Bezeichnungen und Sachen widersprechen sie sich völlig (Gegen die Häresien, I, 11,1).

Zur Wiedergeburt führt Irenäus aus, dass sich die Seelen an ihr Vorleben erinnern müssten, um nicht immer wieder dieselben Fehler zu machen. Plato, von dem die Lehre kommt, sprach von Becher des Vergessens, den die Seele vor ihrem Eintritt in das Erdenleben trinkt. Doch woher soll die Seele von diesem Becher wissen? Die Propheten, die Visionen erlebten, haben anderen davon mitteilen können. Die Seele hat also nicht vergessen, was sie gesehen hat. So müsste es dann bei einer vorausgesetzten Wiedergeburt auch sein.

Wenn die Seele keine Ahnung vom Vergangenen hat, dann war sie auch nicht in anderen Körpern (Gegen die Häresien, II, 33).