Biblischer Schöpfungsbericht und naturwissenschaftliches Weltbild

Schließen Schöpfung und wissenschaftliches Weltbild einander aus?

Wie schon eingangs erwähnt, kann man die Schöpfungsgeschichte als Bildergeschichte mit realem Hintergrund auffassen. Die dahinterstehenden Wirklichkeiten werden durch Bilder ausgedrückt.

Viele stoßen sich bei dem Schöpfungsbericht an der Zeitdauer von sechs Tagen. Doch ist zu bedenken, dass der Tag in der Bibel unterschiedliche Bedeutung hat: der 24-Stunden-Erdentag, der lichterfüllte Teil diese Tages, eine heilsgeschichtliche Zeit (z. B. der „Tag des Herrn“) und schließlich die gesamte Schöpfungszeit. Zwar liefern Psalm 90 Vers 4 („denn 1.000 Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist“) und 2. Petrus 3 Vers 8 keine Berechnungsgrundlage, aber diese Stellen zeigen die totale Andersartigkeit der göttlichen Zeitmaßstäbe.

(Vgl. Lutherbibel erklärt, Deutsche Bibelgesellschaft, herausgegeben von F. Grünzweig u. a., Textfassung 1974, S. 2)

Bei den Vorstellungen zur Entwicklung des Lebens fallen Ähnlichkeiten des biblischen Berichts zu den heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auf. Man muss bedenken, dass die damaligen Schreiber nicht die Möglichkeiten der heutigen Naturwissenschaften hatten (Fossilienfunde, etc.).

Die zeitliche Reihenfolge in der Evolutionstheorie (aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Geologische_Zeitskala Stand: 4.2005): Einzeller, Seetiere, Pflanzen, Reptilien, Dinosaurier, Vögel, Säugetiere, Menschen hat Ähnlichkeiten zu der Reihenfolge in der Schöpfungslehre: Pflanzen, Wassertiere, Vögel, Landtiere, Menschen.

Die Frage, wie sich die Arten der Lebewesen entwickelt haben, wird in der Bibel nicht behandelt. Daher gibt es Raum für Vermutungen.

Falk kommt auf 3 Möglichkeiten (im Folgenden verwendete Lit.: Darrel R. Falk: Evolution für Evangelikale, Buchverlag Dr. Mark Marzinzik, 2012, S. 107 ff):

  1. Gott schuf jede Art nacheinander von Grund auf neu.
  2. Gott schuf Urtypen, aus denen durch natürliche Prozesse eine Vielzahl von verwandten Arten entstanden (z. B. aus dem Urhund Wölfe, Füchse, usw.). Das wird auch als Mikroevolution bezeichnet.
  3. Gott setzte einen Prozess in Gang, durch den über gemeinsame Vorfahren in einem sehr langen Zeitraum eine Vielzahl von Arten entstanden ist (die sogenannte „theistische Evolution“).

Alle diese Möglichkeiten sind mit dem Bibeltext vereinbar. Keine dieser Möglichkeiten schließt das fortlaufende Eingreifen Gottes in seine Schöpfung aus.

Die Anhänger der Möglichkeit 1 wollen den Schöpfungsbericht der Bibel wörtlich nehmen und nicht als Bild. Sie unterstellen dann auch, dass die Welt in 6 Erdentagen vor 6000 Jahren geschaffen worden ist.

In den Naturwissenschaften fand man gewichtige Belege, die dieser Auffassung widersprechen.

Befassen wir uns mit der Altersbestimmung. Sie kann nach verschiedenen Methoden vorgenommen werden. Eine Methode ist die Altersbestimmung nach dem radioaktiven Zerfall. Es gibt Elemente, die zerfallen im Lauf der Zeit in andere Elemente unter Abgabe von radioaktiver Strahlung. Bei einem Geigerzähler reagieren Strahlungsquanten mit einem elektrischen Impuls und werden dadurch messbar. Gemessen wird die Zeit, bei der die Hälfte der Probe zerfallen ist (Halbwertzeit). Diese Zeiten sind für verschiedene Isotope der Elemente bekannt. Zerfallsraten sind resistent gegen physikalische und chemische Einflüsse. Bei Gesteinsproben kann man über den Gewichtsanteil der ursprünglichen Isotope und dem Zerfallsprodukt das Alter bestimmen (Falk s. o. S. 77 ff).

Bei der Methode des Zählens der Jahresringe bei Bäumen kam man auf über 10.000 Jahre, bei Untersuchungen der Jahrestrennlinien in Sedimentschichten von Seen kam man auf über 35.000 Jahre. Bei Tiefbohrungen in Gletschern der Antarktis und in Grönland fand man über das Zählen der Jahrestrennlinien zwischen Sommer und anderen Jahreszeiten im Bohrkern über 180.000 Jahre altes Material.

In der Astronomie lässt sich die Geschwindigkeit der Galaxie, die sich von uns wegbewegt, über die Verschiebung ihres Lichts zum roten Spektrum messen. Ihre Entfernung lässt sich aus der Lichtmenge bestimmen, die das Messgerät empfängt. Das Licht der am weitesten entfernten Galaxie ist über 12 Milliarden Lichtjahre entfernt. Das heißt, dass dieses Licht vor 12 Milliarden Jahren abgeschickt worden ist. Daraus folgt auch das Mindestalter des Universums. Da die Spektrallinien dieses alten Lichts unserem heutigen Licht entsprechen, kann es keine Veränderung der Naturgesetze und auch keine Veränderung der Lichtgeschwindigkeit gegeben haben.

Falk nennt erstaunliche Entdeckungen. Es wurden Belege für das Leben von Einzellern gefunden, die 3,5 bis 3,8 Milliarden Jahre alt sind. Dann aufgrund von Fossilfunden das erste Erscheinen von Seetieren vor ca. 0,5 Milliarden Jahren.

Die ersten Landtiere vor 0,4 Milliarden Jahren stammen von Seetieren ab. Aus den danach folgenden Reptilien bildeten sich Vögel und Säugetiere. Die Zahl der Übergangsformen ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Die Erschaffung neuer Arten aus dem Nichts sowie die Erschaffung neuer Urtypen aus dem Nichts sind damit nicht vereinbar.

Wenn in der biblischen Schöpfungslehre eine Reihenfolge der Arten an den verschiedenen Schöpfungstagen angegeben wird, dann ist das durchaus ein Hinweis darauf, dass die Schöpfung in einem Nacheinander erfolgte.

Es ist eine Entwicklung zu immer komplexeren Arten bis hin zum Menschen festzustellen. Darin liegt auch kein Widerspruch zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass im Universum als ganzem die Unordnung zunimmt. Das gilt nicht für Teilgebiete des Universums, die Energiezufuhr erhalten, bei der Erde z. B. durch die Sonnenstrahlung.

Um vielen Missverständnissen vorzubeugen: der Mensch ist mehr als ein hochentwickeltes Säugetier. Es ist daran zu erinnern, dass der Mensch geistige Fähigkeiten hat. Auch in der Bibel kommt das bei der Erschaffung des Menschen zum Ausdruck. Gott formte ihn aus Erde und danach hauchte er ihm Lebensatem ein (zu finden in 1. Mose Kapitel 2, Vers 7). Der Mensch ist als einziges Geschöpf ein Gesprächspartner Gottes. Gott liebt seine Geschöpfe, er ist das Risiko eingegangen, dem Menschen die Freiheit zu lassen, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Der Mensch wird von Gott als Gegenüber, als Person, behandelt. Das gibt ihm auch Würde.

Der biblische Schöpfungsbericht schließt keinesfalls Thesen des heutigen Weltbildes aus.

Im Rahmen des heutigen Weltbildes ist das Zusammenspiel von Zufällen und Naturgesetzen nicht geklärt.

Diejenigen, die die Existenz und das Wirken des Gottes der Bibel ablehnen, haben einen schweren Stand, wenn sie alle Entwicklungen auf den Zufall zurückführen wollen. Wer glaubt, dass Materie und Energie vor langer Zeit aus dem Nichts zufällig entstanden sind, der muss mehr glauben, als derjenige, der an Gott als Schöpfer glaubt.

Wer Gottes Wirken anerkennt, befindet sich in guter Gesellschaft z. B. mit führenden Naturwissenschaftlern wie Isaac Newton, Johannes Kepler, (selbst) Charles Darwin, Max Planck und Albert Einstein.

(Quelle: http://www.hjcaspar.de/hpxp/gldateien/glauwizit1.htm und https://derweg.org/personen/forschung/kepler/)