Entstehung des Neuen Testaments

Jesus Christus wurde im Jahr 29 unserer Zeitrechnung von Johannes dem Täufer im Jordan getauft (im 15. Jahr der Regierung des römischen Kaisers Tiberius; nach Lukas 3, Verse 1 – 2). Damit begann sein öffentliches Wirken.

Für die Kreuzigung und Auferstehung von Jesus Christus kommt nach allgemeiner Auffassung die Zeit zwischen 30 und 33 unserer Zeitrechnung in Frage. Der Tag für die Kreuzigung war der Vorbereitungstag für den Sabbat, und zwar ein Freitag vor dem Passahfest (nach Johannes 19, Vers 31). Newton und in unserer Zeit Schaefer und Pratt verwendeten sowohl den jüdischen als auch den julianischen Kalender und kamen auf das Jahr 33, Freitag, den 3. April.

(Vgl. J. P. Pratt: „Newton’s Date for the Crucifixion“. In The quarterly Journal of the Royal Astronomical Society 32/3 (1991), S. 301–304; Colin J. Humphreys, W. G. Waddington: The Date of the Crucifixion, in: Journal of the American Scientific Affiliation, 37 (1985); B. E. Schaefer: Lunar Visibility and the Crucifixion. In: The quarterly Journal of the Royal Astronomical Society. 31, Nr. 1, 1990, S. 53–67)

 

Die Worte und Taten von Jesus Christus wurden anfangs hauptsächlich mündlich überliefert. Die ersten Schriften, die später auch in das Neue Testament übernommen wurden, waren die Briefe von Paulus, die an verschiedene Gemeinden gerichtet waren. Sie stammen aus der Zeit von etwa 50 bis 60 nach Chr.

Als die Zahl der überlebenden Augen- und Ohrenzeugen, die die Informationen über Jesus Christus weitergeben konnten, immer mehr abnahm, begann die Niederschrift der Ereignisse in den Evangelien:

Nach Angaben des Kirchenvaters Irenäus entstand zuerst das Matthäusevangelium, es folgte das Markusevangelium kurz vor dem Jahre 70 nach Chr. Das Lukasevangelium soll kurz vor 80 nach Chr. geschrieben worden sein. Lukas erwähnt zu Beginn seines Evangeliums, dass schon viele vor ihm versucht hatten, schriftliche Berichte zu verfassen und er schreibt das Evangelium aufgrund eigener Erkundigungen. Die Niederschrift des Johannesevangeliums, das die anderen Evangelien voraussetzt, gehört in die Zeit um 90/95 nach Chr. (Weitere Lit.: Kurt Aland: Geschichte der Christenheit, Gütersloh 1980, S. 102 ff)

Die biblischen Texte stehen uns nur deshalb zur Verfügung, weil sie immer wieder abgeschrieben wurden. Es gibt kein einziges Original. Schon die Auffindung einer alten Abschrift ist ein Glücksfall, die Auffindung des Originals eines biblischen Textes wäre ein Wunder.

Einige Theologen des 19. Jahrhunderts (vor allem die der Tübinger Schule mit C. F. Baur angehörten) behaupteten, die wichtigsten Schriften des Neuen Testaments hätten nicht vor den dreißiger Jahren des 2. Jahrhunderts existiert (Bruce: Das Neue Testament: glaubwürdig, wahr, verlässlich, Lahr, 1997, S.19). Diese Aussage wird u. a. durch den Fund des Papyrus P52, der aus der Zeit um 125 nach Chr. stammen soll, widerlegt.

Um ein besseres Verständnis für die Evangelien zu bekommen, empfiehlt es sich, im Anhang den Abschnitt: Zu Christus – das neue Denken zu lesen.